2000 Lichter gegen 30 Neonazis

Mit einem Schweigemarsch hat Wuppertal am Mittwoch in Vohwinkel gegen Extremismus demonstriert.

Wuppertal. Eindrucksvoll und friedlich — 2000 Wuppertaler, die meisten mit einem Licht in der Hand, demonstrierten am Mittwochabend mitten in Vohwinkel gegen Extremismus, gegen Neonazis und gegen Gewalt. Der Schweigemarsch führte vom Lienhardplatz über die Kaiserstraße, durchs Dichterviertel und zurück.

Auf dem Lienhardplatz waren die Besucher von Werner Kleine, Pastoralreferent der katholischen Kirche Wuppertal, daran erinnert worden, dass es an dem geschichtsträchtigen Datum des 9. November auch um das Gedenken an die Opfer des Terrorregimes der Nazis gehe.

Doch schon nach wenigen hundert Metern wurde klar, warum es diesen Schweigemarsch geben musste. Wie berichtet, hat sich in Vohwinkel laut Polizei eine neue, etwa 30-köpfige Neonazi-Szene gebildet. Die sorgte zuletzt mit einem Prügelangriff während des Vohwinkeler Flohmarktes für negative Schlagzeilen.

Am Mittwoch führte der Schweigemarsch genau an dem Haus vorbei, in dem einige Neonazis laut Staatsschutz eine Wohnung gemietet haben sollen. Und wenig überraschend wurde es im und vor dem Haus dann doch laut — für nur wenige Minuten. Dann zog der Lichterzug weiter und die Bereitschaftspolizisten in den Nebenstraßen ihre Schutzhelme wieder aus. „Keine besonderen Vorkommnisse“, hieß es seitens der Polizei.

„Was damals in der Nazi-Zeit passiert ist, darf sich nicht wiederholen“, sagt Schweigemarsch-Teilnehmer Tjabbo Wehner. Der Wuppertaler ist 14 Jahre alt und mit seinem Vater nach Vowinkel gekommen. Das Thema Nazizeit nimmt er gerade in der Schule durch.

Für ein waches Erinnern setzen sich auch Gerda Tietze und Lilo Riffel ein. Beide haben den Schrecken des Krieges als Kinder selbst erlebt. „Diese furchtbaren Bilder werde ich nie vergessen“, sagt Gerda Tietze. Aber auch die junge Generation sieht in der Geschichte eine bleibende Verantwortung.

„Wir müssen uns immer wieder daran erinnern“, sagt Simon Geiß (24). Sandra Ullrich (20): „Es ist schlimm, was passiert ist, und genau deshalb dürfen wir nicht wegsehen, wenn rechte Gruppierungen in unserer Stadt auftreten.“

Und: Der jungen Frau ist dabei vor allem eine friedliche Reaktion wichtig. Am Mittwochabend ist das in Vohwinkel gelungen.

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