Ausbildung spielerisch: Welcher Job ist geeignet?

Bei der Raumfabrik werden Jugendlichen verschiedene Praktika angeboten.

Wuppertal. 612 Jugendliche aus Wuppertal haben vergangenes Jahr ihr Ausbildungsverhältnis vorzeitig aufgelöst: Nach den Zahlen des Statistischen Landesamtes NRW war das etwa jeder zehnte Auszubildende. In der Industrie und im Handwerk sind die Abbrecherquoten besonders hoch.

Die Wuppertaler Handwerker-Kooperation will dieser Entwicklung entgegensteuern und bietet Jugendlichen an, in einem Vorbereitungsjahr begleitete Praktika in den Betrieben der Kooperation absolvieren, bevor sie sich für einen Ausbildungsplatz entscheiden.

Insgesamt 17 Betriebe gehören zu der Raumfabrik — vom Maler über den Elektriker bis zum Raumausstatter. Sie alle suchen regelmäßig Auszubildende. „Es ist schwierig geworden, Azubis zu bekommen“, sagt Klaus Braun, Malermeister und Vorstand der Raumfabrik. Und von denen, die kämen, würden immer wieder einige ihre Lehre abbrechen.

Wolfgang Kotthaus, Elektriker in der Kooperation, kennt die Gründe: „Viele haben einfach falsche Vorstellungen“, sagt der 57-Jährige. Um den Jugendlichen zu zeigen, wie welcher Handwerker arbeitet, bietet die Raumfabrik den jungen Leuten die Möglichkeit an, durch mehrere Praktika ganz verschiedene Berufe kennenzulernen.

„Für die Jugendlichen ist es optimal, vergleichen zu können“, sagt Braun. „Bevor wir einen Vertrag abschließen, wissen sie, was sie wollen und was sie können.“

Die Kooperation gibt den Jugendlichen eine Chance, sich zu beweisen. Wie im Fall von Jessica Barth, einer zierlichen, jungen Frau, die man auf den ersten Blick nicht im Handwerk vermuten würde. Doch weil es sie genau dort hinzieht, hat die 20-Jährige ihre Ausbildung am Berufskolleg für Soziales und Gesundheitswesen abgebrochen und ist nun bei der Raumfabrik im Praktikum. „Jessica hat positiv überrascht“, sagt der Wuppertaler Malermeister Braun, bei dem die junge Wuppertalerin das erste von mittlerweile drei Praktika gemacht hat. „Meine Mitarbeiter fragen nur noch: Wo ist denn das Mädel?“

Das Besondere am Konzept der Raumfabrik ist die Einbindung in einen Modellversuch des Bundesinstituts für Berufsbildung. Projektleiterin Jutta Overath unterstützt jugendliche Wuppertaler bei der Ausbildungssuche und begleitet sie auch während der Ausbildung. „Im Vorbereitungsjahr unterrichte ich die Jugendlichen und vermittle zum Beispiel Kenntnisse zur Arbeitssicherheit oder im Umgang mit Kunden“, sagt die 53-Jährige. Das hilft nicht nur den Jugendlichen, sondern auch den Unternehmen. Denn so erhalten diese Lehrlinge, die fit für eine Ausbildung sind. So wie Jessica Barth — sie hat die verschiedenen Facetten des Handwerkerberufs kennengelernt und weiß jetzt, worauf es ankommt. „Das Praktikum bei Maler Braun war super, ich war echt begeistert“, sagt sie. „Das kann ich mir als Beruf gut vorstellen.“

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