Citykirche: Lesungen aus Solidarität mit "Pussy Riot"

Was Schriftsteller in Wuppertal über Russland und eine Punkband zu sagen haben.

Wuppertal. Was können oder dürfen Literaten in der heutigen Zeit noch bewegen? Diese Frage stellten sich in der Citykirche Wuppertaler Literaten, der Verband deutscher Schriftsteller, die Armin T. Wegner-Gesellschaft und das städtische Kulturbüro. Mit der Aktion sollte auf die Umstände aufmerksam gemacht werden, die zu einer mehrjährigen Haftstrafe für die Mitglieder der kirchen- und politikkritischen Frauen-Punkband Pussy Riot in Russland geführt haben.

Laut Safeta Obhodja, die in den 1990er Jahren gezwungen wurde, ihre bosnische Heimat zu verlassen, ist Freiheit und Recht nach wie vor bloß auf dem Papier existent. So seien die gelesenen Autoren genauso sorgsam ausgewählt worden, wie die Citykirche als Ort und der Geburtstag der russischen Verfassung als Datum. Man wolle eine Brücke schlagen zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Einen brisanten Gegenwartsbezug bot der Teil der Lesung, in dem Obhodja einem Mitglied von Pussy Riot mit dem Decknamen „Shljapa“, fiktiv ihre Stimme verlieh.

Eine ähnliche Pussy-Riot-Aktion — bekannt als „Das Punkgebet“ — hatte in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale den Anlass für die international als zu harsch kritisierte Verurteilung zweier weiblicher Mitglieder Punkband geführt. Auch das sogenannte Punkgebet wurde in einer Übersetzung vorgetragen.

Hermann Schulz las Auszüge aus den Memoiren des desillusionierten Lew Kopolew. Christiane Gibiec zeichnete mit Anna Politkowskaja „In Putins Russland“ das Bild eines von Mafia und Korruption beherrschten Staates, in dem Richter im Auftrag Recht sprechen. Mit Serhij Zhadans Roman „Hymne der demokratischen Jugend“ erzählte Michael Zeller von den Vorteilen einer Verquickung von Staat und Religion.

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