Das Johannes-Rau-Gymnasium und der „Riss durchs Leben“

Ausstellung über das Schicksal ehemaliger Zwangsarbeiterinnen.

Wuppertal. Jelisaveta G. war 22 Jahre alt, als sie 1943 nach Deutschland deportiert und dort als Zwangsarbeiterin eingesetzt wurde. Wie tief dieser Einschnitt war, schlägt sich in ihren Schilderungen nieder, in denen ein anderes bedeutendes Ereignis ihres Lebens nur beiläufig vorkommt: „Ach, ich habe ganz vergessen zu erzählen, dass ich ein Kind hatte.“

Dieses Kind, Olga, kam 1943 in der Landesfrauenklinik Wuppertal zur Welt und wurde gleich nach seiner Geburt der Mutter entrissen. Erst im Mai 1945, kurz vor der Rückkehr in die ukrainische Heimat, bekam Jelisaveta ihr Kind zurück.

Schicksale wie dieses behandelt die Ausstellung „Riss durchs Leben“, die Bettina Bourish, Historikerin beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), am Dienstag dem Ganztagsgymnasium Johannes Rau übergab. In jahrelanger Recherchearbeit hatten Bourish und ihr Team Lebenswege ehemaliger Zwangsarbeiterinnen in der Rheinprovinz nachgezeichnet. Dabei nutzten sie auch das Archiv der heutigen St.Anna-Klinik an der Vogelsangstraße.

Von 23 Frauen, die als noch lebend ermittelt und vom LVR nach Deutschland eingeladen wurden, folgten drei Frauen im Frühjahr 2006 der Einladung. Das war die Grundlage für die Wanderausstellung „Riss durchs Leben“, mit der im Lauf der Jahre auch Besuche weiterer ehemaliger Zwangsarbeiterinnen möglich wurden. Inzwischen sind es zehn erschütternde Schicksale, die in der Ausstellung vorgestellt werden. Zu sehen ist sie im Dachgeschoss des Gymnasiums — nach Absprache mit der Schulleitung.

Besonders bewegend wurde die Übergabe der Ausstellung durch Berichte von Schülerinnen und Schülern, die im Rahmen einer AG zweimal die Ukraine besucht und sich unter anderem mit Feldpostbriefen beschäftigt hatten. „Da fällt ein kleineres gefaltetes Papier auf den Tisch“, erinnert sich Laura Eisenträger. Das Papier enthielt die Locke eines kleinen Jungen. Der Adressat, ein Soldat im Kriegseinsatz, hat den Gruß seiner Frau nie erhalten.

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