Das Ruhrgebiet hofft auf ein Ende des Trassen-Streits

Auch die Stadt Sprockhövel war bei der jüngsten Marathon-Sitzung zur Zukunft der Wuppertaler Strecke vertreten – und setzt auf einen Artenschutz-Kompromiss.

Sprockhövel. Während sich die Diskussionen um den Natur- und Artenschutz auf der Nordbahntrasse wieder einmal zuspitzen, verfolgen gerade auch Wuppertals Nachbarstädte im Ruhrgebiet den mittlerweile jahrelangen Ärger um den Rad- und Wanderweg mit gemischten Gefühlen: In Sprockhövel, Hattingen und beim Regionalverband Ruhrgebiet hofft man mehr denn je auf einen tragfähigen Kompromiss, bevor das Projekt durch Interventionen von Umweltverbänden nicht weiter verwirklicht wird.

"Natürlich haben auch wir ein großes Interesse daran, dass der Tunnel Schee geöffnet wird", erklärt Bernd Woldt, Baudezernent der Stadt Sprockhövel, auf Nachfrage der WZ. Gemeinsam mit Radweg-Experten des Regionalverbandes Ruhrgebiet (RVR) und dem Landesvorstand des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) wohnte Woldt am Dienstag einem dreistündigen Trassen-Gespräch bei der Stadt Wuppertal bei.

Für den Tourismus und die Region seien die Radwege auf früheren Bahntrassen "auf beiden Seiten von großer Bedeutung" und man hoffe beim Artenschutz auf einvernehmliche Lösungen, wie man sie auch in Sprockhövel und Hattingen gefunden hat - etwa bei der Öffnung des Hattinger Schulenberg-Tunnels: Er kann mittlerweile rund um die Uhr genutzt werden und bietet Fledermäusen sowohl in als auch und an der Anlage ein Zuhause.

Mit der Stadt Wuppertal stehe man in Kontakt, fügt Woldt hinzu - und er könne sich nach fast 20 Jahren in der Verwaltung nicht an ähnliche Kontroversen erinnern, wie sie seit Jahren in Wuppertal geführt werden.

Heinrich Jolk, Projektleiter beim RVR für die Rad- und Wanderwege, warnt im Gespräch mit der WZ zwar davor, den Schulenbergtunnel 1:1 mit den Wuppertaler Anlagen zu vergleichen, was die Eignung für Fledermäuse betrifft. Aber auch Jolk spricht mit Blick auf einen zusammenhängenden Radweg zwischen dem Bergischen Land und dem Ruhrgebiet von einer "Bereicherung" und der Notwendigkeit eines Kompromisses, wie er sich jetzt abzeichnet.

Demnach soll der Tunnel Tesche im Wuppertaler Westen nicht angetastet werden, während im Tunnel Schee an der Sprockhöveler Stadtgrenze im Nordosten zumindest eine Röhre so hergerichtet wird, dass sie von Menschen und Fledermäusen gleichermaßen genutzt werden kann.

Wuppertals Verkehrs- und Baudezernent Frank Meyer sieht ebenfalls gute Chancen für den Kompromiss: Abgesehen von der Tesche- und Schee-Lösung würden demnach alle innerstädtischen Tunnel-Anlagen geöffnet und die Fledermaus-Vorkommen ebenso wie die Tunnel-Arbeiten genau beobachtet, um Lösungen im Sinne des Artenschutzes zu suchen. Die Umweltverbände beziehe man in die Gespräche ein: In anderen Planungs-Bereichen arbeite man ja auch einvernehmlich zusammen.

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