Demenz-WG am Grifflenberg: Ambulante Hilfe statt Pflegeheim

In der Wohngemeinschaft für Demenzkranke geht es auch um Hilfe zur Selbstständigkeit.

Elberfeld. Was für eine Frage: „Natürlich Eintopf“, rufen die Seniorinnen im Chor, als Eziella Licciardi, Leiterin der Caritas-Abteilung Pflege, die acht Bewohnerinnen der Wohngemeinschaft für dementiell erkrankte Menschen am Unteren Grifflenberg nach ihrem Lieblingsgericht fragt.

Vom Gemüseschälen bis zum Reibekuchen-Braten: Die Mahlzeiten bereiten die Senioren gemeinsam vor, betont Licciardi: „Hier sollen die Bewohner so lange wie möglich selbstbestimmt leben“.

Das Konzept liegt im Trend: „Die meisten Menschen wollen ambulant betreut werden“, erklärt Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD). Das spürt auch der Caritasverband Wuppertal/Solingen, der vor sechs Jahren in Zusammenarbeit mit der Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal (GWG) die WG für dementiell Erkrankte aus der Taufe hob: „Wir sind gut ausgelastet“, sagt Licciardi. Langfristig müssten entsprechende Wohnformen in allen Quartieren der Stadt eingerichtet werden. Trotz langer Warteliste: Die Caritas plane aktuell aber keine zweite WG. Fachkräfte würden fehlen. Denn professionelle Pflege soll in der WG, in der auf 240 Quadratmetern neun Einzelzimmer zur Verfügung stehen, nicht zu kurz kommen: Rund um die Uhr sei mindestens eine Pflegekraft der Caritas vor Ort. Die 18-jährige Joelle Schwafferts unterstützt als Jahrespraktikantin das Team: „Am Anfang war es für mich ungewohnt, den Bewohnern bei der Nahrungsaufnahme oder der Körperpflege zu helfen“, erzählt die Schülerin. Inzwischen habe sie die Berührungsängste überwunden. Als besonders dankbar empfinde sie die Reaktion der Bewohner, wenn sie morgens in die WG komme: „Dann schaue ich in strahlende Gesichter“. Eines dieser Gesichter scheint Hilde Barnikowski zu gehören. Die 89-Jährige zog vor einem Jahr in die WG ein. „Das war ein großes Glück“, erzählt sie zufrieden. Die Bewohner — momentan nur Frauen — würden sich gut verstehen.

Zudem werde viel Programm angeboten, wie etwa Spielenachmittage oder Ausflüge. Wohin der letzte ging, überlegt sie. „Nach Schloss Benrath“, hilft ihr eine Mitbewohnerin auf die Sprünge: „Die Bilder hängen hier an der Wand“. Im Schrank finden sich Gesellschaftsspiele, unter dem Fernseher steht eine Wii-Spielkonsole: „Kreativität hat hier auch Platz“, sagt Licciardi. Doch auch die hat ihren Preis: Je nach Pflegestufe sei der Eigenanteil, den die Bewohner zahlen müssten, etwa 100 Euro teurer als in ambulanten Einrichtungen. Licciardi: „Dafür können wir individueller auf die Bewohner eingehen“.

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