Designertannen: Feiern unterm Mikado-Baum

Erstsemester des Studiengangs Industrial Design haben Alternativen zur Nordmanntanne gestaltet — wie eine Zeitungs-Variante.

Wuppertal. Die Nordmanntanne gehört zu deutschen Wohnzimmern wie das berühmte Billy-Regal — nur, dass der eine skandinavische Importschlager lediglich an Weihnachten das Haus bezieht. Warum nicht einmal unter einem überdimensionalen Duftbaum die Geschenke aufreihen? Oder unter einem Baum aus Mikado-Stangen „Oh du fröhliche“ singen? Erstsemester des Studiengangs Industrial Design haben 26 etwas andere Weihnachtsbäume gestaltet.

„Das ist seit 1998 Tradition bei uns“, erklärt Prof. Norbert Thomas, der den Kurs „Grundlagen der künstlerischen Gestaltung“ leitet. 26 Teilnehmer haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen — einzige Bedingung: das Objekt muss 1,50 Meter hoch werden. Rejane Radschinskis (25) Baum passt dennoch selbst in die kleinste Studentenbude. Mit Stichsäge und Feile hat sie aus der Spitze eines Besenstils einen winzigen Tannenbaum herausgearbeitet. Das einzig traditionelle: Der Besenstil-Baum steckt in einem Weihnachtsbaumständer.

Anne Kathrin Jäger (28) wollte auf jeden Fall eine beleuchtete Version. „Das war mein Ansatz, auf dem ich aufgebaut habe.“ Aus Zeitungspapier entstanden verschieden große Kissen, die sie dann aufeinander türmte. „Sie sind innen hohl“, erklärt die Studentin. Wie eine Lampe kann der Weihnachtsbaum an und aus geknipst werden — ganz ohne Lichterkette.

Vor drei Wochen bekamen die Studenten die Aufgabe. „Ich war mir sicher, dass wieder neue Entwürfe herauskommen“, sagt Thomas. In den vergangenen 13 Jahren gab es noch nie einen identischen Baum. Manchmal ähnelt sich die Grundidee, aber die Umsetzung ist immer anders. So wie bei einem Baum, der am Dienstagnachmittag noch recht kahl aussah: vier Holzebenen in Pyramidenform. Erst bei der Weihnachtsfeier soll er sich mit leeren Bierflaschen füllen. „Wir hatten schon mal einen Flaschenbaum, aber der sah ganz anders aus“, erinnert sich Thomas.

Der Baum von Moritz Arnt ist eher was für Krimi-Fans. Mit Klebeband ist ein Tatort auf dem Gang der Hochschule abgegrenzt — ein Umriss ist mit Kreide aufgemalt. Allerdings nicht von einer Leiche, sondern von einem Tannenbaum. Die Mordwaffe, eine Säge, liegt noch daneben, Scherben und Kugeln sind verteilt. Für so eine Weihnachtsbaum-Variante braucht man Mut und eine tolerante Familie. Die hat zumindest Carmen Scherbaum (20): „Meine Eltern wollen, dass dieses Jahr mein Baum die Wohnung schmückt.“ Bei Familie Scherbaum wird also unterm Regal-Baum mit Fächern gefeiert. Der nadelt wenigstens nicht.

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