Rollstuhlfahrerin Ein Ausflug wird zum Hindernisparcours

Petra Weigel wollte mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Haan — ein Abenteuer.

Rollstuhlfahrerin: Ein Ausflug wird zum Hindernisparcours
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Petra Weigel ist frustriert: „Sollen die Rollstuhlfahrer doch zu Hause bleiben, da sind sie nicht im Weg, verursachen keine Arbeit und stören nicht.“ So fühlt sie sich. Sie ist seit zwei Jahren auf den Rollstuhl angewiesen und hat jetzt eine Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr erlebt, bei der einiges schiefgelaufen ist.

Als sie zum Grillen nach Haan eingeladen wurde, fing sie sofort an, die Fahrt zu planen. Sie kontaktierte den Mobilitätsservice der Deutschen Bahn. Der habe gesagt, am Barmer Bahnhof könne man ihr nicht helfen, es gebe dort keine Einstiegshilfe. Also fuhr sie mit dem Bus bis Hauptbahnhof.

Das dauerte zwar länger, aber gut. Dort aber scheiterte sie fast an der provisorischen Fußgängerbrücke. „An dem Aufzug hing ein ziemlich klüngeliger, handgeschriebener Zettel, auf dem stand, dass der Aufzug kaputt sei.“ Eine Alternative sei nicht geboten worden. „Ist es nicht die Verantwortung der Stadt, dafür zu sorgen, dass Ersatz für den kaputten Aufzug geboten wird?“

Markus Bien, Pressesprecher der Stadt: „Mit einem Alternativweg sieht es nicht gut aus, es existiert kein leichter. Und wir haben keine Mittel für Helfer, die wir daneben stellen können.“ Mit der großen Baustelle sei das einfach eine Ausnahmesituation. „Für die unschöne Situation der Rollstuhlfahrerin können wir nur um Verständnis und Entschuldigung bitten.“

Ein Passant trug Petra Weigel mit ihrem Rollstuhl bei 30 Grad und Sonnenschein die 35 Stufen hinauf — doch die Erleichterung währte nicht lange. Der Zug sollte in 15 Minuten von Gleis 3 abfahren. Wie von Gleis 1 aus hinkommen? Im Bahn-Container hieß es, ein Kollege käme. Was aber dauerte. Endlich ging es per Lastenaufzug weiter, sie erwischte ihren Zug ganz knapp.

Ein Bahnsprecher dazu: „Das ist nicht der Regelfall. Normalerweise ist eine Hilfestellung kurzfristig möglich. Wahrscheinlich gab es eine aktuelle betriebliche Situation, die in diesem Fall eine sofortige Reaktion verhindert hat, was wir sehr bedauern.“

Auch wenn Petra Weigel schließlich mit Hilfe alle Hindernisse überwinden konnte, denkt sie frustriert an diesen Tag zurück. „Die Stellungnahmen sind alle so nichtssagend.“ Jeder würde diesen Umstand bedauern, aber niemand wolle feste Zusagen machen. Sie fühle sich hingehalten. „Und das betrifft ja nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Mütter mit Kinderwagen oder Personen mit Rollator.“

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