Er galt als der große Interpret Bruckners

Heute vor 100 Jahren wurde in Elberfeld der Dirigent Günter Wand geboren.

Elberfeld. „Günter Wand-Platz“ lesen die Kölner seit Oktober 2010 beim Blick auf das Straßenschild vor dem Gürzenich. Fünf Monate vor der Umbenennung des Kölner Platzes hatte der Wuppertaler Standort der Hochschule für Musik und Tanz Köln den Namen „Günter Wand Haus“ erhalten. 2010 war indessen kein Jubiläumsjahr. Der Dirigent Günter Wand wurde vielmehr heute vor 100 Jahren in Elberfeld geboren.

Er galt als humorvoll, aber streng, ein Musiker, der nicht nach Effekten schielte. Das Sinfonieorchester Wuppertal, das er einmal dirigierte, ermahnte er bei den Proben: „Die einzige Sicherheit, zu überleben, ist eine außergewöhnliche Qualität.“ Ein Rat, den sich die Musiker offenbar zu Herzen nahmen.

Wand selbst hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht die Berühmtheit erlangt, die er im Alter genoss. Nach seinem Studium in Köln und München war er 1946 zum Generalmusikdirektor der Stadt Köln ernannt worden. 1950 dirigierte er im Rahmen des Niederrheinischen Musikfests in der Wuppertaler Stadthalle das „Gürzenich Orchester“, dessen Kapellmeister er 28 Jahre lang war.

Die Stadthalle, in deren Nähe sich bis zum Bombenangriff auf Elberfeld das Elternhaus befand, war das Konzerthaus, in das Wand immer wieder mit Vergnügen zurückkehrte — als Dirigent wie als Gast. Er war 63 Jahre alt, als der WDR ihn bat, Bruckners Fünfte Sinfonie zu dirigieren. Wand hatte schon andere Werke Bruckners aufgeführt, bat sich in dem Fall aber eine Bedenkzeit aus. Als er schließlich zusagte, war sein Weg an die Weltspitze geebnet. Denn Publikum und Kritiker brachen in Begeisterungsstürme aus.

Wenige Jahre nach diesem Durchbruch, 1982, wurde Wand Chefdirigent des NDR-Sinfonie-Orchesters, das er bis 1991 leitete. Ebenfalls 1982 wurde er zum Chief-Guest-Conductor des BBC Symphony Orchestra ernannt. Die Stadt Wuppertal verlieh ihm den Ehrenring.

Am 14. Februar 2002 starb Günter Wand im Alter von 90 Jahren an seinem Wohnort Ulmiz im Berner Oberland in der Schweiz. Heute trägt eine Stiftung seinen Namen. Sie wurde im April 2010 ins Leben gerufen und soll der Wuppertaler Musikhochschule zugute kommen.

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