Erinnerung an Nazi-Opfer und Bekenntnis gegen Extremismus

In der City-Kirche sagt Peter Jung: Rechtsextreme haben in Wuppertal nichts verloren.

Elberfeld. „Rechtsextremismus hat in dieser Stadt nichts verloren.“ Mit diesen Worten setzte Oberbürgermeister Peter Jung am gestrigen Sonntagnachmittag ein deutliches Zeichen bei der offiziellen Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in der Elberfelder City Kirche.

Schon seit 1996 gilt der 27. Januar dem nationalen Gedenken. Traditionell lädt die Stadt jeweils am darauffolgenden Sonntag in die Elberfelder Citykirche ein, um diesem Tag einen würdigen Rahmen zu geben.

„Wir haben ein bedrückendes Jahr in Wuppertal hinter uns“, so Jung. Damit sprach er vor allem auf die massiven Probleme mit der rechten Szene in Vohwinkel an. Sehr erschüttert zeigte er sich auch, als er die Ergebnisse einer Studie der Bundesrepublik Deutschland nannte. Demnach seien heute noch rund 20 Prozent der Deutschen latent antisemitisch. „Wir wollen hier deutlich machen, dass wir Diskriminierung, Hass und Gewalt verurteilen“, sagte Jung.

Superintendentin Ilka Federschmidt sagte: „Das Gedenken macht den, dem gedacht wird, groß.“ Für sie liege im Gedenken eine große Kraft. Aber natürlich steht auch für sie das „mitfühlende Gedenken“ an das Leiden Millionen von Menschen im Vordergrund. Und so sagte sie: „Unser Gedenken gilt all den Menschen, die aufgrund ihres Glaubens ermordet worden sind.“ Auch sie sehe noch viel Hass in der Gesellschaft. Und gerade deshalb sollte man die grausamen Taten der Nationalsozialisten „nicht in Vergessenheit versinken lassen“, sagte Federschmidt.

Die gestrige Holocaust-Gedenkveranstaltung war eine Kooperation der Stadt, der City Kirche, der Begegnungsstätte Alte Synagoge, der Initiative für Demokratie und Toleranz, sowie der Hochschule für Musik und Tanz in Wuppertal. Diese spielten Musik Johannes Brahms. Mit dessen Streichersextett Nr. 2 ließen sie die Gäste teilhaben an dem Dialog der Instrumente, mit deren Wechsel zwischen ruhigen und klangreichen Passagen.

Daneben war auch Markus Roth von der Justus Liebig-Universität Gießen nach Wuppertal gekommen, um in einem Vortrag die Geschichte des deutschen Gedenkens an den Holocaust zusammenzufassen. „Erinnern ist notwendig und von zentraler Bedeutung“, sagte der Historiker.

Doch sprach der Historiker gleichzeitig auch eine Warnung aus. Das Erinnern an die Schoah dürfte nicht verkommen zu einem „formelhaften und sinnentleerten Gedenken.“ Denn das Gedenken ist kein politisch korrektes Ritual, sondern habe ein Ziel, wie es auch Superintendentin Ilka Federschmidt formulierte: „Durch das Gedenken, bekommen Zahlen ein menschliches Angesicht.“

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