Flüchtlinge: Wuppertal erwartet neue Welle im Herbst

Stadt wendet knapp 15 Millionen Euro für Flüchtlinge auf. 1,5 Millionen Euro erstattet das Land.

Wuppertal. Die Stadt Wuppertal bereitet sich derzeit darauf vor, mehr Flüchtlinge aus Serbien und Mazedonien aufzunehmen. Nach Auskunft von Hans-Jürgen Lemmer, dem Leiter des Amtes für Integration und Zuwanderung, wird damit gerechnet, dass die Zahl der Asylbewerber aus den beiden Ländern — sie gehören zu 95 Prozent der ethnischen Gruppe der Roma an — vor dem Winter stark ansteigt.

Derzeit beherbergt Wuppertal etwa 1500 Asylbewerber. Bisher hat die Stadt 20 Prozent mehr als im vergangenen Jahr aufgenommen. Da die meisten Asylanträge abgelehnt werden, sinkt diese Zahl auch wieder. Das führt unter anderem dazu, dass die städtischen Übergangswohnheime noch Platz bieten. Das gilt auch für von der Stadt gemietete Wohnungen.

In den nächsten Tagen und Wochen werden zudem 50 bis 60 Flüchtlinge aus Syrien erwartet, die vor dem andauernden Bürgerkrieg in den Libanon geflohen waren. Bundesweit sollen etwa 5000 aufgenommen werden.

Laut Lemmer handelt es sich bei den Flüchtlingen um Syrer aller dort lebenden Konfessionen, also Muslime, Christen und auch Aleviten. Die Furcht, dass auch radikale Islamisten nach Wuppertal kommen, hält er für unbegründet, weil die Botschaften vor Ort die Flüchtlinge überprüfen würden. Die muslimischen Gemeinden in Wuppertal hätten zudem zugesagt, sich um die syrischen Flüchtlinge kümmern zu wollen — unabhängig von der Religionszugehörigkeit der Syrer, so Lemmer weiter.

Hans-Jürgen Lemmer über die Armutszuwanderung aus Europa nach Wuppertal

Wuppertal ist aber auch das Ziel von Armutszuwanderung aus Europa, wie Lemmer anfügt. „Derzeit kommen jeden Monat etwa 50 Menschen aus Rumänien und Bulgarien“, sagt der Leiter des Integrationsamtes. Da sie aus Ländern der EU kommen, können sie keine staatliche Hilfe in Wuppertal beantragen.

Bei ihnen handelt es sich nicht um Asylbewerber, sie dürfen innerhalb der EU legal nach Deutschland. Daher haben diese Zuwanderer kein Anrecht auf finanzielle Hilfe des Staats. Oft würden diese Menschen — von denen die meisten sehr gering qualifiziert sind — sehr schlecht bezahlte Arbeiten annehmen: „Sklavenlohnarbeit“ nennt Lemmer dies.

Derzeit leben in Wuppertal etwa 600 Bulgaren und Rumänen. Unter ihnen sind kaum Angehörige der ethnischen Gruppe der Roma, vielmehr würden aus Bulgarien Angehörige der türkisch sprechenden Minderheit nach Wuppertal kommen. „Die gehen hier in der türkischen Gemeinschaft auf“, sagt Lemmer.

Einige der Rumänen und Bulgaren sind aber auch sehr gut ausgebildet und werden laut Lemmer vom Arbeitsmarkt sofort aufgesogen: „Die merkt man gar nicht.“ Daher sei ihre exakte Zahl auch nicht bekannt.

Insgesamt wendet Wuppertal für die Asylbewerber in diesem Jahr laut Lemmer 15 Millionen Euro auf. 1,5 Millionen Euro erhält die Stadt vom Land NRW als Kompensation — bleiben für dieses Jahr 13,5 Millionen Euro.

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