Forensik-Pläne: Anwohner zeigen dem Land die rote Karte

Neue Bürgerinitiative ruft für Montag zu einer Protest-Kundgebung vor dem Barmer Rathaus auf.

Südhöhen. Der Spiegelsaal im Haus des CVJM auf der Bundeshöhe konnte die Menschenmengen kaum fassen: Mehrere Hundert Wuppertaler kamen dort am Donnerstagabend zur Gründung der Bürgerinitiative „Keine forensische Klinik auf Lichtscheid“ zusammen. Ihre Forderungen an Ministerin Barbara Steffens (Grüne) sind klar: eine verbindliche und endgültige Absage an den Forensik-Standort Wuppertal, stattdessen der Bau einer Klinik an einem anderen Ort im Landgerichtsbezirk.

„Mit dem Bau einer Forensik befänden sich drei Haftanstalten in einem Umkreis von nur fünf Kilometern in Wuppertal“, sagt Georg Weber, einer der Koordinatoren der Initiative. Aus Angst vor der aus ihrer Sicht drohenden „Knaststadt Wuppertal“ waren auch viele Anwohner aus dem Umkreis der Kleinen Höhe anwesend. Die Botschaft des Abends: Die Wuppertaler Stadtteile mit den angedachten Forensik-Standorten sollen sich nicht gegenseitig bekämpfen, sondern gemeinsam den Plänen des Landes Widerstand leisten.

Neben Ministerin Steffens steht allerdings auch Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) in der Kritik — dafür, dass er die Kleine Höhe ins Spiel gebracht hat. „Nach Gutsherrenart hat er die Grundstücke benannt“, ärgern sich Betroffene. Beim ersten Treffen sammelten die Anwohner nicht nur Unterschriften, sondern zeigten Stadt und Land symbolisch für die Forensik-Pläne die Rote Karte. Zudem forderten sie mehr Transparenz vom zuständigen NRW-Gesundheitsministerium — das sich, wie berichtet, auch der WZ gegenüber weigerte, die Hintergründe der Standort-Auswahl im Landgerichtsbezirk Wuppertal offenzulegen.

Die Lichtscheider Bürgerinitiative ruft daher dazu auf, sich am Montag, 12. November, an einer Demonstration auf dem Rathaus-Vorplatz in Barmen zu beteiligen. Um 16 Uhr — also genau zu Beginn der öffentlichen Ratssitzung — soll nach dem Motto „Forensik in Wuppertal — wir schlagen Alarm“ mit Trillerpfeifen, Trommeln und Topfdeckeln lautstark, aber friedlich protestiert werden.

Doch damit wollen die Bürger mit ihrem Widerstand erst beginnen. Am Donnerstagabend schlugen die Bürger auch eine Kundgebung in Düsseldorf vor, zudem wollen sie Bürgervereine und Wuppertaler Wirtschaft für ihr Anliegen ins Boot holen. „Schreiben Sie Ihre Kritik persönlich an Frau Steffens“, forderte Georg Weber die Anwesenden auf — und verteilte dazu direkt 100 Protest-Postkarten im Publikum. Sie sollen nach und nach ans Ministerium (Adresse siehe Kasten) geschickt werden — um in Düsseldorf täglich daran zu erinnern: Mit der Forensik-Planung sind viele Wuppertaler ganz und gar nicht einverstanden.

Auch in der Bezirksvertretung (BV) Uellendahl-Katernberg kamen am Donnerstagabend Forensik-Gegner außerhalb der Tagesordnung zu Wort. Besonders schwere Vorwürfe richteten sie an Oberbürgermeister Peter Jung. Ihm seien die Pläne des Landes seit langem bekannt, nun aber habe er im Eilverfahren und ohne vorherigen Ratsentscheid die Kleine Höhe als Standort der Klinik vorgeschlagen. Die BV hat das Thema auf die Tagesordnung ihrer nächsten Sitzung gesetzt.

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