Gedenken an die Opfer des Schwebebahn-Unglücks

Gottesdienst: Mehr als 250 Menschen, darunter Angehörige der Opfer, nahmen an der würdigen Andacht teil.

Wuppertal. Als 1968 ein LKW-Anhänger das Schwebebahngerüst an der Sonnborner Straße zum Einsturz brachte, schien kaum noch eine Steigerung in der Unfallchronik möglich. 31 Jahre später aber geriet das Wuppertaler Wahrzeichen mit einem weitaus tragischeren Unglück weltweit in die Schlagzeilen. Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Laurentiuskirche gedachte die Stadt am Samstag des Schwebebahnabsturzes am 12. April 1999, bei dem fünf Tote und 47 Verletzte zu beklagen waren.

Die eisige Stille an jenem Unglückstag vor zehn Jahren ist eine Erinnerung, die wohl jeder Wuppertaler mit sich trägt. Die vor langem installierte Gedenktafel im Schwebebahnhof Robert-Daum-Platz wird zwar von vielen Menschen gesehen, vermag aber gerade angesichts des geschäftigen Treibens ringsum der seltsamen Stimmung von damals nicht zu entsprechen. Weitaus geeigneter dazu ist eine zweite Gedenktafel, die Oberbürgermeister Peter Jung am Samstag kurz vor dem Gottesdienst am eigentlichen Ort des Geschehens enthüllte.

Dort, wo inzwischen die Diakonie Aprath ihr Pflegezentrum errichtet hat, erstreckte sich damals noch das Gelände der Firma Elba, so dass Rettungskräfte große Mühe hatten, die Verunglückten und später auch die entgleiste Bahn zu bergen. Über die neue Gedenktafel fällt nun der Blick auf das Fernwärmerohr, das möglicherweise einigen der Verunglückten das Leben gerettet hat. Denn wäre die Bahn nicht auf das Rohr, sondern in die Wupper gestürzt, hätten die Folgen noch dramatischer sein können.

Fünf Kerzen für die Todesopfer brannten in der Laurentiuskirche, während die Gemeinde, darunter Überlebende des Unglücks, Angehörige der Toten wie auch Rettungskräfte von damals, sich noch einmal das schreckliche Ereignis in Erinnerung riefen. Superintendent Manfred Rekowski und Stadtdechant Bruno Kurth wussten diesem besonderen Gottesdienst einen sehr würdigen Rahmen zu geben. Ebenso tief berührte das musikalische Gedenken, das Organist Roland Dopfer und die Kantorei Barmen-Gemarke unter Wolfgang Kläsener den Toten widmeten.

Dabei darf nicht in Vergessenheit geraten, dass elf Männer seit dem Unglück mit der Anklage leben, die das weltliche Gericht und ihr Gewissen gegen sie erhob. Oberbürgermeister Peter Jung betonte zu Recht, dass es gegen menschliches Versagen kein Mittel gibt. Jeder Schwebebahnunfall hat technische Konsequenzen nach sich gezogen, die das System optimieren. Heute geht jeden Morgen eine Fahrt mit leerem Zug dem regulären Betrieb voraus. Den perfekten Schutz aber wird es niemals geben.

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