Gerangel um die Trassengesellschaft

Am 5. Juni 2010 soll die Nordbahntrasse eröffnet werden – wenn die politischen Hürden aus dem Weg geräumt. Doch Stadt und Wuppertal Bewegung sind sich noch nicht in allen Punkten einig.

Wuppertal. Carsten Gerhardt und seine Mitstreiter von der Wuppertal Bewegung haben sich ein mehr als ehrgeiziges Ziel gesetzt. Sie wollen in nicht einmal eineinhalb Jahren die Nordbahntrasse für Radfahrer und Fußgänger freigeben. Kein Wunder, dass die Nerven schon jetzt angespannt sind, obwohl schon sehr viel erreicht ist, die größten Hürden genommen sind - zum Beispiel die Verhandlungen mit der Bahn oder die Bewilligungsbescheide des Landes.

Doch alle Hindernisse sind noch längst nicht aus dem Weg geräumt. Derzeit liegen Stadt und Wuppertal Bewegung im Streit um die Trassengesellschaft. Die soll nach dem Ratsbeschluss Ende März gegründet werden, Anteilseigner wären die Stadt und die Wuppertal Bewegung. Aufgabe der gemeinnützigen GmbH: Bau und Betrieb der Nordbahntrasse.

Dieses Modell ist nicht gerade üblich, "aber es handelt sich ja auch nicht um ein übliches Projekt", so Stadtdirektor Johannes Slawig. Er sieht in der Trassengesellschaft die einzige Möglichkeit, den Betrieb der Trasse langfristig finanzieren zu können. Der Kämmerer rechnet mit einem Unterhaltungsbedarf von jährlich zwischen 400000 und 500000 Euro. Wie die aufgebracht werden sollen, muss schon jetzt feststehen - sonst gerät die Förderung in Gefahr. Slawig geht davon aus, dass es einer Gesellschaft viel besser gelingen wird, privates Kapital für den Erhalt der Trasse einzuwerben.

Er weiß aber auch, dass es ohne Unterstützung aus dem städtischen Haushalt nicht geht. "Wir werden sicher etwas dazugeben müssen, was wir an anderer Stelle einsparen. Zu einer Mehrbelastung des städtischen Haushalts wird es nicht kommen." Wichtiger als der selbstbewusste Zeitplan der Wuppertal Bewegung ist Slawig "absolute Rechtssicherheit". Andernfalls drohten eventuell Rückforderungen. Allein das Land unterstützt die Nordbahntrasse aus verschiedenen Fördertöpfen mit 15 Millionen Euro. Dazu kommen fast vier Millionen Euro, die die Wuppertal Bewegung an Spenden und Sponsorengeld gesammelt hat.

Gegen die Trassengesellschaft hat auch Carsten Gerhardt grundsätzlich nichts einzuwenden. Er will das Konstrukt lediglich so klein wie möglich halten. "Wenn wir da Leute einstellen müssen, dann wüsste ich nicht, was die tun sollen." Will heißen: Was sich auf der Trasse nicht ehrenamtlich oder über Beschäftigungsförderungsmaßnahmen erledigen lässt, soll an freie Büros vergeben werden. "Dazu brauchen wir keinen großen Apparat", so Gerhardt.

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