Grünflächen: Wer pflegt, wenn die Stadt sich zurückzieht?

Am WZ-Mobil wurden die Sparpläne diskutiert — Alternativen gesucht.

Wuppertal. Bereits im vergangenen Jahr wurde angekündigt, was jetzt ernst wird: Die Stadt muss drastische Einsparungen beim Ressort für Klimaschutz, Grünflächen und Forsten vornehmen. Laut dem für das Ressort zuständigen Dezernenten Harald Bayer, könnte das zur „Verwahrlosung“ der Wuppertaler Grünflächen führen. Auch wenn Oberbürgermeister Peter Jung diese Aussage als „übertriebene Stimmungsmache“ bezeichnete, sorgten sich die Wuppertaler am WZ-Mobil um ihre Erholungsgebiete.

Günter Hermanns wohnt seit 46 Jahren am Mirker Hain. Wenn die Stadt massiv bei den Grünflächen spart, befürchtet er das Ende seiner „Erholungsoase“: „Wir haben den Mirker Hain schätzen und lieben gelernt, aber im Bachtal sieht es jetzt schon schlimm aus. Wenn dort niemand mehr sauber macht, befürchte ich einen regelrechten Mülltourismus.“ Gemeinsam mit seiner Frau besitzt er eine Foto-Sammlung, die den Mirker Hain im Jahr 1908 zeigt. Eva Hermanns: „Der Mirker Hain ist im Moment ja nicht ungepflegt, aber wenn man den Vergleich sieht, war es damals deutlich schöner.“

„Die landschaftliche Lage der Stadt ist ein Standortvorteil und Alleinstellungsmerkmal“, sagt Hans Hoge. Das müsse auch endlich von den Entscheidungsträgern gesehen werden. „Das einzige stadtübergreifende Projekt ist doch die Nordbahntrasse“, so Hoge.

Herbert Blumberg vom Bürgerverein Uellendahl kritisiert, „dass die Stadtspitze kein Interesse am kulturellen Erbe Wuppertals hat.“ Stattdessen verwalte sie nur. Beim Thema Finanzen moniert er, dass nicht alle Möglichkeiten ausgenutzt werden.

Brigitte Craus-Wilhelm ist der Meinung, dass Flächen wie der Mirker Hain erhalten werden sollten. „Zum Beispiel sollen die Teiche im Mirker Hain zugeschüttet werden. Dadurch würde der ganze Park seinen Charme verlieren.“ Dass die Grünflächen absolut erhaltenswert sind und auf Dauer bleiben müssen, davon ist Gabriela Ebert überzeugt: „Es ist ein Vermächtnis aus alter Zeit, und das muss erhalten werden.“ Dass sich auch mehr Schulen und Schüler an der Pflege der Grünflächen beteiligen, wünscht sich Kirsten Werth.

Michael Felstau vom Förderverein historische Parkanlagen wünscht sich mehr Kooperation mit der Stadt: „Die Stadt kann die Aufgaben nicht einfach auf die Bürger abwälzen. Auch wenn kein Geld mehr da ist, müssen die Bürger an die Hand genommen werden. Gemeinsame Pläne müssen her.“ Zudem kritisiert er, dass die Grünflächen ungleich behandelt würden: „Zum Beispiel am Nützenberg ist im Rahmen der Regionale viel passiert. Andere Grünflächen werden dafür links liegen gelassen.“

Auch Kordula Pfaller, Vorstandskollegin aus dem Förderverein, weist darauf hin, dass geregelt werden müsse, wie eine Zusammenarbeit zwischen Stadt und Ehrenamtlern funktionieren soll. „Ich denke, dass bürgerliches Engagement gefragt ist, um die Grünflächen zu erhalten“, sagt sie angesichts der Sparzwänge.

Das sieht auch Familie Krauss ein, die sich per E-Mail gemeldet hat. „Wir haben allerdings kein Verständnis, wenn Bürger hierzu ihre Hilfe und finanzielle Unterstützung anbieten und unflexibel und bürokratisch seitens der Stadt darauf reagiert wird.“ Es sei Zeit, dass die Stadt sich zukünftig flexibler zeige und Vorschlägen und neuen Ideen aufgeschlossener gegenüberstehe. Viele Besucher am WZ-Mobil warnten auch davor, dass die Stadt sich noch mehr aus der Verantwortung ziehen könnte. Aus Erfahrung weiß Ingo Gehring: „Es kann nicht alles durch Ehrenämter geregelt werden. Das funktioniert einfach nicht.“

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