Hunderte Millionen Euro fürWuppertaler Biotech-Firma

Das Unternehmen vereinbart ein Lizenzabkommen. Der neue Wirkstoff trifft auch gegen multiresistente Viren.

Wuppertal. Das ist ein Riesengeschäft — in dieser Dimension sogar das erste, bei dem deutsche Biotech-Investoren punkten. Und es ist der Durchbruch für das auf dem Bayer-Gelände angesiedelte Wuppertaler Anti-Infektiva-Forschungsuntenehmen AiCuris: Ein Lizenzabkommen mit dem zu Merck gehörenden Unternehmen MSD spült in einem ersten Schritt 110 Millionen Euro in die AiCuris-Kasse. Zudem besteht bei entsprechenden weiteren Zulassungen die Aussicht auf Zahlung von zusätzlichen gut 330 Millionen Euro.

Und AiCuris erhält Umsatzbeteiligungen an jedem Produkt aus diesem Vertrag. Dem Umsatz insgesamt trauen Analysten ein Volumen von einer Milliarde Dollar zu, wie Helga Rübsamen-Schaeff, die Geschäftsführerin von AiCuris, berichtet. Noch stehen die Genehmigung der US-Aufsichtsbehörde sowie die Ergebnisse einer weiteren Studie aus. An deren Gelingen gibt es aber quasi keine Zweifel. Vielmehr wird das Projekt sogar forciert, denn die Behörden gehen von einer echten Verbesserung für die Patienten aus.

Bei dem Geschäft geht es unter anderem um Letermovir. Das ist ein resistenz-brechender Wirkstoff. Und er wird eingesetzt „gegen den Cousin von Herpes“, so Helga-Rübsamen Schaeff. Das ist, so habe es einmal ein Mediziner formuliert, „der gefährlichste Virus, von dem niemand etwas weiß.“ Jeder zweite Mensch hat ihn demnach, doch gefährlich wird er erst bei einer Immunschwäche oder im Falle einer Transplantation.

Das oral zu verabreichende Medikament kann Leben retten und wirkt hocheffektiv, erklärt Rübsamen-Schaeff; es biete einen sehr hohen Schutz und könne beispielsweise nach einer Knochenmark-Transplantation nach einer Operation von Anfang an eingesetzt werden. Außerdem könnte das Medikament bei Neugeborenen sowie bei HIV-Infizierten eingesetzt werden.

Das Wuppertaler Forschungsunternehmen hat aber noch mehr im Portfolio. Diese Dinge könnten am Ende sogar noch früher auf dem Markt kommen und dort ersten Berechnungen zufolge ein ähnliches Umsatzvolumen erreichen. Wie die AiCuris-Geschäftsführerin berichtet, geht es unter anderem um biologische Substanzen bei Autoimmunerkrankungen und bei einem Hepatitis-Virus. Grundsätzlich wirken die AiCuris-Wirkstoffe dabei auch gegen multiresistente Viren.

Das gilt auch für ein Medikament gegen Lippen- und Genitalherpes. Auch dieses Medikament gibt es in Form einer Pille. Und je nach Grad der Erkrankung reicht wegen der langen Halbwertzeit des Wirkstoffs eine Tablette — und schon kann der Herpes verschwunden sein.

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