Katholische Krankenhäuser:„Tiefgreifende Veränderungen“

Interview: Die Chefin des Klinikverbundes St. Antonius und St. Josef, Adelheid May, spricht über Schulden, Stellenabbau und Investitionen.

Die Cellitinnen aus Köln haben die Häuser in Wuppertal vor eineinhalb Jahren mit einem hohem Defizit von rund 8,5 Millionen Euro übernommen. Ziel war es, bis 2011 schwarze Zahlen zu schreiben. Haben Sie das geschafft?

Adelheid May: Das negative Jahresergebnis hat tatsächlich noch höher gelegen; entsprechend sind wir noch immer in der Sanierungsphase. Ich halte es aber für realistisch, dass die Zahlen im nächsten Jahr schwarze Zahlen sind. Das heißt, wir werden das wichtigste Ziel erreichen: Bei unseren eigentlichen Aufgaben — der Patientenversorgung, der Erbringung medizinischer Leistungen — ein positives Ergebnis hinzubekommen. Auf dem Weg dorthin muten wir unseren Mitarbeitern einiges zu, denn wir müssen tiefgreifende, aber auch notwendige Veränderungen umsetzen. Eine Küche betreiben wir nicht mehr. Dass Labor wurde geschlossen, die Leistung kommt jetzt von einem spezialisierten Anbieter. Und im Bereich der Apotheke haben wir uns der Zentralapotheke des Konzerns in Köln angeschlossen. Dadurch haben wir einiges einsparen können.

2010 haben Sie rund sechs Millionen Euro eingespart. Geht das nicht auf Kosten der Qualität?

May: Nicht, wenn man im Gegenzug patientenorientiert investiert. Am Petrus-Krankenhaus aktuell 7,5 Millionen Euro, um die OPs auf den neusten Stand zu bringen. Die Qualität unserer medizinischen Leistung wird uns durch externe Beobachter, etwa den Krankenhauszweckverband oder eine Auswertung der AOK bestätigt. Und: Trotz der Sanierungsphase wurden das Brustzentrum, bei uns der Standort Vogelsangstraße, und die Reha-Klinik am Petrus-Krankenhaus zertifiziert. Das verdanken wir Mitarbeitern, die beides engagiert tun: Sich den täglichen Aufgaben widmen und sich für die nachhaltige Entwicklung ihrer Standorte einsetzen. Problematisch war die Umstellung der Küche: Hier gab es sehr verständliche Beschwerden. Wir haben unserem Lieferanten die, ja, man kann ruhig sagen, Enttäuschung unserer Patienten klar vor Augen geführt. Das ist deutlich besser geworden, und wir wollen das weiter optimieren.

Wie viele Stellen sind insgesamt abgebaut worden? Angekündigt waren 120.

May: Mit der Umstrukturierung von Labor und Apotheke waren es 150 Stellen. Dazu muss man erinnern: 2004 und 2006 waren im alten Verbund zwei Krankenhausschließungen ohne Stellenabbau vollzogen worden. Den scharfen Schnitt der Kündigungen mussten wir jetzt machen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Dabei sind diesen Mitarbeitern teilweise Arbeitsplätze im Verbund angeboten worden.

Das Krankenhaus St. Josef als Fachklinik und die Vogelsangstraße als Frauenklinik haben ein klares Profil. Ist das Petrus-Krankenhaus — auch mit seiner Nähe zu Helios — so etwas wie ein Sorgenkind?

May: Nein, kein Sorgenkind, weil seine Angebote patientengerecht sind; übrigens hat das Petrus-Krankenhaus aktuell eine 100prozentige Auslastung. Aber dennoch haben Sie recht: Das Petrus-Krankenhaus kommt im Vergleich zu unseren spezialisierten Standorten ein wenig unscharf rüber. Wir müssen klarer zeigen, dass es in Innerer Medizin und Chirurgie eine tiefe Differenzierung bietet: Onkologie, Gastroenterologie und Viszeralchirurgie, Pneumologie und Thoraxchirurgie und seit kurzem auch eine Gefäßchirurgie. Dieses Haus gibt den 350 000 Einwohnern Wuppertals eine Wahlmöglichkeit bei wichtigen medizinischen Leistungen. Das ist wichtig, und das wird angenommen.

Ist es nicht schwierig, die Häuser von Köln aus zu steuern?

May: Ich bin das lebendige Beispiel dafür, dass nicht von Köln aus gesteuert wird. Der Klinikverbund St. Antonius und St. Josef wird in Wuppertal geleitet. Gleichzeitig hat die Verbindung Köln — Wuppertal für beide Seiten auch Vorteile. Ich glaube, kleine solitäre Häuser werden auf lange Sicht Probleme haben, wirtschaftlich zu arbeiten. Es ist immer eine Gratwanderung: Wie viele zentrale Dienstleistungen sind sinnvoll? Es muss vor Ort immer jemanden geben, der kritisch ein Auge darauf wirft.

2009 hieß es, dass alle Standorte erhalten bleiben. Bleibt es dabei?

May: Wir planen mit allen Standorten. Auch mit dem Krankenhaus St. Elisabeth in Neviges, das lange ein Sorgenkind gewesen ist. Hier war ein Sanierungsstau aufgelaufen, der den Standort gefährdet hat. Auch hier investieren die Cellitinnen. Das Haus wird jetzt als Zentrum für Altersmedizin weiterentwickelt.

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