Krankhafte Angst: Es kann jeden treffen

Tagung: Mehr als 100 Experten diskutierten in Elberfeld die Krankheit, die immer mehr Menschen befällt.

Wuppertal. Eigentlich ist das Empfinden von Angst ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens. Sie dient als Warnsignal vor bedrohlichen Situationen. Angst kann sich aber auch zu einer gefährlichen Krankheit entwickeln, die den Betroffenen in seiner gesamten Lebensführung einschränkt. In diesen Fällen spricht man von Angststörungen.

"Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen", erklärt Professor Klaus Windgassen, Ärztlicher Direktor der Evangelischen Stiftung Tannenhof. Im Laufe ihres Lebens erkranken etwa 15 Prozent aller Menschen in Deutschland an Phobien. Angststörungen waren auch das Thema des dritten Bergischen Psychiatrie-Tages, der im Johann-Gregor-Bräuer-Saal in Elberfeld abgehalten wurde.

Zu der Fortbildung, bei der führende Experten auf dem Gebiet der Angstforschung über Entwicklungen und neue Erkenntnisse referierten, kamen mehr als hundert Psychiater und Psychotherapeuten. Thematisiert wurde unter anderem die Frage nach den Ursachen für die Erkrankung.

So erklärte Professor Hubert Kuhs, dass der Ausbruch der Krankheit zumeist nicht auf Grund von Erfahrungen von Gefahren oder einer Bedrohung geschieht. Vielmehr kann eine Veränderung der Lebenssituation eine Phobie auslösen. "Es gibt keinen zentralen Auslöser", sagt Klaus Windgassen. "Prinzipiell kann es jeden treffen, Angsterkrankungen hängen nicht vom Typ ab." So kann zum Beispiel ein eigentlich positives Ereignis, wie etwa eine Beförderung zum Ausbruch einer Angststörung führen. "Plötzlich fürchtet man sich davor, einen Vortrag halten zu müssen oder überhaupt das Haus zu verlassen", sagt Windgassen. Schon die Vorstellung bestimmter Handlungen, wie Einkaufen oder das Benutzen einer öffentlichen Toilette, führt beim Erkrankten zu starker Furcht, die oft mit Herzrasen oder starkem Schwindel einhergeht. Derartige Veränderungen sind Teil der Angsterkrankung, weshalb viele Betroffene zuerst eher von einer körperlichen Krankheit als von einer psychischen Erkrankung ausgehen.

Die Erfolgsquote bei der Behandlung von Angststörungen kann sich sehen lassen. "80 bis 90 Prozent aller Krankheiten können geheilt werden", erklärt Windgassen. Zwar hängt die Dauer der Therapie von der Schwere der Erkrankung ab. Dennoch können die Patienten ihre Angststörung oft nach einigen Monaten überwinden. Weil die Verschleppung die Erkrankung verschlimmert, rät Klaus Windgassen zu schnellem Handeln: "Wichtig ist, dass man keine Zeit verliert und sich Hilfe sucht".

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