Kreuz Nord wird teurer, kommt später – und gefährdet Ikea

Der Landesbetrieb stellt aktuelle Planungen für den Verkehrsknotenpunkt vor. Baustart nicht vor Ende des Jahres 2013.

Wuppertal. Wer in der 60er Jahren vom Spagetti-Knoten sprach, hatte ein Schreckgespenst im Kopf: das Autobahnkreuz Kaiserberg. Inzwischen haben sich Kraftfahrer an solch komplizierte Trassen gewöhnt, gleichzeitig stieg aber auch das Verkehrsaufkommen. Ergebnis ist, dass - im Unterschied zum Nudelknoten - die in Deutschland beliebte Kleeblattform wegen ihrer kurzen, schlecht überschaubaren Rampen zu Staus und Unfällen führt.

Überholt sei also diese Lösung, sagte Ludger Siebert vom Landesbetrieb Straßen NRW, als er im Unigebäude am Haspel die Pläne für den Umbau des Autobahnkreuzes Nord vorstellte. Die Bedeutung von Knotenpunkten sei bislang zu wenig beachtet worden, obwohl gerade sie das höchste Staupotential bergen würden. Klares Argument für diese Auffassung ist am Kreuz Nord ein Unikum, nämlich die AmpelSteuerung an der Einmündung der A 46 in die B 326. Sie soll entfallen, wenn das Kreuz per Umbau sicherer und leistungsfähiger gemacht wird.

Nach Vorplanungen seit 2002 und immerhin 18 ad acta gelegten Alternativen hat sich Nr. 6a (siehe Grafik und Kasten) als Vorzugsvariante erwiesen, obwohl sie die teuerste aller vorgeschlagenen Lösungen ist. Den langen Marsch durch die Instanzen ersparte Siebert auch seinen Gästen nicht und legte ausschweifend dar, welche Gutachten noch durchlaufen werden müssen: lärmtechnische, lufthygienische, geologische, hydrologische Prüfungen.

Was Eingeweihten dabei aufging: Von gut 16 Millionen Euro in der Vorplanungsphase ist der Kostenvoranschlag auf nunmehr 21,6 Millionen Euro geklettert. Und der im April 2009 erhoffte Baubeginn im zweiten Halbjahr 2012 ist bereits gegen Ende 2013 gerückt. Wobei Bürgerproteste und mögliche Klagen noch gravierendere Verzögerungen bedeuten könnten. Erste Beteiligungsmöglichkeiten für Anwohner wird es im Planfeststellungsverfahren geben, das noch 2010 anlaufen soll.

Ludger Siebert, Straßen NRW, über die zu erwartenden Mehrkosten für eine eigene Anbindung des Ikea-Geländes an das Autobahnkreuz.

Wie dem auch sei, in jedem Fall wird die Umsetzung von Vorschlag 6a zweieinhalb Jahre Bauzeit bedeuten. Brücken- und Trogbauwerke werden abgerissen und neu erstellt, Rampen verlängert, Fahrbahnen verbreitert und Lärmschutzwände errichtet. Über letzte Details hierzu werde derzeit noch beraten, während eines bereits klar ist: Die neuen langen Rampen und Überflieger werden den Verkehr flüssiger machen. Zugleich soll viel strenger als beim Bau des Kreuzes auf Umwelt und Lärmschutz geachtet werden.

Zum Schluss wartete Siebert mit einer Überraschung auf. Die Ansiedlung von Ikea am Eichenhofer Weg sei beim errechneten Verkehrsaufkommen nicht berücksichtigt worden. Falls das Möbelhaus den Standort wünsche, könne eine zusätzliche Parallelrampe nötig werden, um den zu erwartenden An- und Abfahrts-Verkehr der Ikea-Kunden ebenfalls auf die Autobahn zu leiten. Wie diese geführt werden könnte, ist noch unklar - zumal das ausgebaute Kreuz schon im jetztigen Entwurf näher an das Gelände an Eichenhofer Weg heranrücken wird. Zu erwarten sind in jedem Fall weitere erhebliche Mehrkosten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bund und Land bereit sind, dafür die Kosten zu tragen. Ob es für Ikea dann noch rentabel ist, muss sich zeigen."

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