Camus-Festival: Künstler feiern den Ursprung der Revolte

Der Auftakt war gelungen: Vorträge, Musik und bewegte Bilder erinnerten an den Philosophen Albert Camus.

Wuppertal. Mit seiner Einschätzung, Albert Camus sei ein faszinierender Autor, Theatermacher und Aktivist gewesen, war Mark Tykwer - der Resonanz zur Auftaktveranstaltung nach zu urteilen - nicht allein. Zur Eröffnung der "Internationalen Albert-Camus-Tage", maßgeblich organisiert von der Armin T. Wegner Gesellschaft und den Wuppertaler Bühnen, durfte Pastorin Silvia Engels sich über eine fast ausverkaufte Citykirche freuen.

Am 4. Januar 1960 verunglückte der Literaturnobelpreisträger Albert Camus tödlich. Anlässlich des sich nunmehr jährenden 50.Todestages wird ein vielfältiger Veranstaltungsbogen gespannt: Bis zum 24. Januar erinnern Veranstaltungen an Werk und Wirken des Philosophen.

Journalistin Anne-Kathrin Reif, einst mit einer Arbeit über den Franzosen mit algerischen Wurzeln promoviert, hielt einen bemerkenswerten Vortrag mit dem Titel "Vom Absurden zur Liebe - der unbekannte Camus". Zuvor hatte sich Lou Marin unter der Perspektive "Begriff und Ursprung der Revolte - Camus und der Anarchismus" im Kleinen Schauspielhaus gesprochen. Auch Movie in Motion, Mark Tykwers als bergisches Wanderkino bekanntes Qualitätskino, war mit von der Partie.

Bevor Wolfgang Schmidtke am Samstag im Nachfoyer jazzte, war eine der raren Filmkopien von Luchino Viscontis Literaturadaption von "Der Fremde" mit Marcello Mastroianni gezeigt worden. Jeder Beitrag fand sein Publikum und seinen Applaus - so wie bereits der Auftakt am Freitagabend in der Citykirche.

Im Mittelpunkt der Eröffnungsveranstaltung, die als Konzertlesung deklariert war, standen Ulrike Schloemers Vorträge. Aus dem Vorwort zu "Licht und Schatten" las sie, "Der erste Mensch" kam auszugsweise zu Gehör, auch eine Tagebuchnotiz, anlässlich der Verleihung des Nobelpreises, den Camus erst nach den Überredungskünsten seiner Frau und enger Freunde angenommen hatte, wurde gelesen. In diese Wortbeiträge hineingewoben wurden musikalische Stücke, die Ulrich Klan zusammen mit Andreas J. Leep, Christian Stritzel, Wolfgang Suchner, Martin Stürtzer, Thomas Hell und Tim Schwerdtfeger vortrug.

Ganz besondere Aufmerksamkeit erfuhr in diesem Zusammenhang die Vertonung der im Originalton eingespielten Dankesrede, die Camus anlässlich des 1957 an ihn verliehenen Literaturnobelpreis in Stockholm gehalten hatte - eine Uraufführung in Wuppertal.

Bemerkenswerter Autor, unprätentiöser Mensch und politisch aktiver Kämpfer: Albert Camus hat viele interessante Facetten. Deshalb ist mit dem Auftakt am vergangenen Wochenende auch noch nicht alles passé: Der Reigen dauert noch bis zum 24. Januar.

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