Der Pauker und die „Bluthochzeit“

Martin Schacht hat Premiere — und besondere Erinnerungen.

Herr Schacht, am 13. Januar hat die „Bluthochzeit“ Premiere in Barmen. Seit der Uraufführung 1957 in Köln wurde die Oper 22-mal inszeniert, zum vorerst letzten Mal allerdings bereits 1986 — in Düsseldorf. Sie waren damals als Musiker dabei. Welche Erinnerungen haben Sie an die Inszenierung?

Martin Schacht: „Bluthochzeit“ war die erste Inszenierung von Kurt Horres als Intendant der Deutschen Oper am Rhein. Damit legte er gleich den Schwerpunkt seiner Amtszeit fest: das Musiktheater des 20. Jahrhunderts. Hans Wallat, als Generalmusikdirektor ebenfalls neu im Amt dirigierte und die große Martha Mödl sang und spielte die Mutter. Die Inszenierung war üppig ausgestattet mit großformatig bedruckten Vorhängen und lebensgroßen Pferden. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Gastspiel der Deutschen Oper am Rhein in Moskau im Mai 1987. Am Abend der Generalprobe der „Bluthochzeit“ landete ein gewisser Mathias Rust seine Cessna auf dem Roten Platz vor der Basilius-Kathedrale.

Wie wird sich die Wuppertaler Produktion von der Düsseldorfer aus Ihrer Sicht unterscheiden?

Schacht: Der größte Unterschied zwischen beiden Produktionen ist, dass das Sinfonieorchester Wuppertal auf der Bühne sitzt — und nicht im Orchestergraben wie damals die Düsseldorfer Symphoniker.

Wie erklären Sie sich, dass die Oper so lange nicht mehr aufgeführt worden ist?

Schacht: Fortners „Bluthochzeit“ ist eine Kombination von Schauspiel und Oper mit gesprochenem Wort, Deklamation, Arioso und Koloratur. Das Werk basiert auf einer Zwölftonreihe und ist besonders im Schlagzeug spanisch eingefärbt. Die einzelnen Szenen werden durch große sinfonische Zwischenspiele miteinander verbunden. Damit steht der Komponist Wolfgang Fortner durchaus in der Tradition von Alban Berg und Arnold Schönberg. Auf deren Opern muss sich das Publikum auch einlassen, denn zu einer entspannten Zerstreuung taugen sie nicht. Die Entscheidung, solche Opern aufzuführen, ist ein Risiko in Zeiten, in denen sich die Theater ausschließlich mit verkauften Eintrittskarten für ihre Existenz rechtfertigen müssen.

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