Die gezähmte Befreiung

Wie das Drei-Kaiser-Denkmal vom Freiheits- zum Königs-Monument wurde.

Die gezähmte Befreiung
Foto: Stadtarchiv Wuppertal

Wuppertal. Am Anfang war die Eiche. „Einfach und schlicht, so wie des Deutschen Sinn“ sollte laut einem zeitgenössischen Zitat ein Denkmal auf dem Neumarkt an die Befreiung Elberfelds von der Besatzung durch die Truppen Napoleons erinnern. Im Jahr 1813 wurden diese nach der Niederlage der Franzosen in der Leipziger Völkerschlacht von russischen Truppen aus dem Bergischen Land vertrieben. Die patriotische Elberfelder Eichengesellschaft wollte daran mit einem Monument erinnern.

Dessen recht bescheidener erster Teil war die sogenannte Freiheitseiche, die 1814 auf dem Neumarkt gepflanzt wurde. Der Name für das Bäumchen verrät das Gedankengut, das damals die Elberfelder bewegte: Die Jahre der Erhebung gegen Napoleon weckte bekanntlich in den deutschen Landen ein nationales und bürgerliches Selbstbewusstsein — Ansätze demokratischen Gedankengutes inbegriffen.

Nach den Plänen der Eichengesellschaft sollte ihr Baum durch einen Brunnen ergänzt werden. Doch diese Pläne wurden von der Geschichte überholt. Nach dem Sturz Napoleons fiel das ehemalige Herzogtum Berg 1815 an Preußen — und die Erweiterung des Freiheitsdenkmals musste von der preußischen Staatsbauverwaltung genehmigt werden.

Im preußischen Obrigkeitsstaat hatte man jedoch andere Ideen, als dem Freiheitsgedanken Denkmäler zu setzen. Anstelle eines Brunnens wollten die Berliner Beamten um die Eiche einen Ring aus vier Säulen und Eisengittern. Drei Säulen waren den Monarchen Preußens, Österreichs und Russlands — den Anführern der antinapoleonischen Allianz — gewidmet, die vierte deren Sieg in der Völkerschlacht. So legte der monarchische Gedanke der Freiheit im Wortsinne massive Fesseln an.

Genauso wurde das Denkmal 1817 gebaut — als Monument des Obrigkeitsstaates. 1894 wurde es auf die Hardt verlagert. Wie sehr das Denkmal damit aus der Mitte der Gesellschaft rückte, bewies die Folgezeit: Das Denkmal wurde mehrfach verlegt und verfiel — ehe eine Spende der Firma Vorwerk 1999 für die Restaurierung in der heutigen Gestalt sorgte.

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