Die Magie von Panflöte und Orgel

Beim großen Finale in der Stadthalle erwiesen sich Matthias Schlubeck und Ignace Michiels als perfekte Kombination.

Wuppertal. Nicht alle Konzerte der 39. Wuppertaler Orgeltage waren so gut besucht wie das Abschlusskonzert „Panflöte und Orgel“, das gleichzeitig die Reihe „Orgel-Akzente“ in der Stadthalle eröffnete. Der Wuppertaler Panflötist Matthias Schlubeck legte hier 1998 sein Konzertexamen ab. Der nun in Brakel-Bellersen lebende Musiker, Label-Betreiber, Lehrer und Dozent gab also ein Heimspiel zusammen mit Ignace Michiels an der Sauer-Orgel. Die erstrahlte nach der Reinigung in neuem Glanz und perfektem Klang.

Seiner Behinderung zum Trotz — ihm fehlen beide Unterarme und Hände — ist Schlubeck ein genialer Flötist und würdiger Nachfolger von Pan, dem Hirtengott Arkadiens. Die sieben Röhren seiner Syrinx sind auf 22 Rohre angewachsen, so dass Schlubeck auf seinem Alt-Instrument drei Oktaven blasen kann — die Tonwandlungen nur durch Abdecken der Öffnungen mit den Lippen und durch Kippen der Rohrreihe erreichend.

Und welch zauberhafte Musik kann Schlubeck gestalten: In den Barock-Sonaten von Loeillet de Gant und Senaillé die Blockflöte imitierend, in anderen Werken Violine, Oboe oder Querflöte ersetzend, überzeugte die Panflöte: Meditativ mit weichem, rauschendem Klang, der zum Träumen einlud in langsamen Sätzen, wirbelnd und sprudelnd in den raschen. Hier konnten Töne in höchsten Lagen sogar die Orgel übertönen.

Dabei harmonieren Panflöte und Orgel nicht nur so gut, weil das Blasinstrument quasi die „kleine Schwester“ der Orgelpfeifen ist. Michiels passte sein Spiel der Flöte perfekt an, setzte Akzente oder verfolgte eigene Stimmen, etwa in der versonnenen Träumerei („Rêverie“) von André Caplet. Daneben spielte Michiels, Organist an der St.-Salvador-Kathedrale im belgischen Brügge, Werke für Orgel solo, die die ganze Bandbreite der schönen Sauer-Orgel auskosteten: Bachs jubelnde und reich verzierte Sinfonia aus der Kantate „Wir danken dir, Gott“, Driffills ebenso erhaben wie neckisch daher kommende f-Moll-Toccata und das grandiose „Concert Piece“ seines Landmanns Flor Peeters. Das ist Orgelmusik zum Eintauchen — bei aller Versiertheit, die der Organist an den Tag legen muss.

Erst nach Zugaben, etwa der herrlich witzigen „Lerche“ aus der rumänischen Volksmusik, entließen die beiden Musiker ihr begeistertes und hochzufriedenes Publikum.

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