Ein Genuss: Gitarrenspiel mit Fliege, Anzug und Klavierhocker

Gerhard Reichenbach erinnert an Andrés Segovia.

Wuppertal. Im Mendelssohn Saal der Stadthalle steht nur ein Klavierhocker auf der Bühne. Die Gitarre hält Gerhard Reichenbach in der Hand — wie eine wertvolle Geliebte. Mehr braucht er nicht. Der Konzertgitarrist hat die Bühne im Anzug mit Fliege betreten und verliert nur wenig Worte. Er lässt die Musik sprechen und präsentiert eine „Hommage à Segovia“ — eine Sammlung von Titeln, die Andrés Segovia (1893-1987) einst zusammenstellte.

Segovia, klassischer Gitarrist, hatte einen großen Einfluss auf die Musikszene zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Er schrieb große, klassische Stücke zu Gitarrenstücken um, die heute zum Standardrepertoire für Gitarristen gehören, und unterrichtete an mehreren Universitäten.

Reichenbach ist erfolgreicher Konzertgitarrist aus der Klasse von Professor Dieter Kreidler, dessen Nachfolge er 2009 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln/Wuppertal angetreten hat. Fünf Solo-CDs und verschiedene Notenausgaben brachte Reichenbach heraus, er gewann zahlreiche Preise und war Gast bei verschiedenen Gitarrenfestivals.

Der Einladung der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Standort Wuppertal) waren am Donnerstagabend mehr als 200 Gäste gern gefolgt, konnten sie sich doch auf einen besonderen Abend mit Gitarrenklängen aus knapp 500 Jahren freuen.

Die ersten Stücke von Luiz de Narvaez finden genauso ihren Platz wie Stücke von Johann Sebastian Bach, Fernando Sor und Isaac Albeniz’ „Asturias“. Vor jedem neuen Titel nimmt sich Reichenbach die Zeit, sein Instrument neu zu stimmen und den Gästen einen kurzen Einblick in die Biographie der Musiker zu geben, deren Stücke er fulminant präsentiert. Dann lässt er allein die Musik wirken — ein wahrer Genuss.

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