Ein Glückskind schafft den Sprung ins Opern-Ensemble

Einsatz wird belohnt: Annika Boos hat sich als Sopranistin einen Namen gemacht. Nun freut sie sich über eine Festanstellung.

Wuppertal. „Ich habe einfach immer Glück gehabt“, sagt Annika Boos und strahlt. Eine gute Portion Glück gehört sicherlich auch dazu, vor allem aber Talent, Beharrlichkeit, Ausstrahlung, Erfahrung: Die Sopranistin scheint alles zu besitzen. Denn fast nahtlos wechselt die 25-jährige Wuppertalerin von der Uni in Köln, wo Keesie Kelly-Moog sie ausbildete, in der neuen Spielzeit in ihr erstes Engagement bei den Wuppertaler Bühnen.

Dass man dort auf die junge Sängerin, die dann ihr Gesangs-Diplom in der Tasche haben wird, aufmerksam wurde, kam nicht von ungefähr: „Ich habe 2006/2007 ein Praktikum an den Bühnen gemacht, wo Opernchef Johannes Weigand mich sofort unter seine Fittiche genommen hat.“ Dass sie als Gast Regie-Assistentin sein durfte und im Extrachor, damals noch unter Jaume Miranda gesungen hat, bestärkte sie darin, das klassische Gesangsstudium aufzunehmen.

Und ihre gute Stimme blieb im Gedächtnis. In „Der Drache vom Dönberg“ durfte sie singen. Sie stand mit Thomas Laske bei der Wiederaufnahme der „Zauberflöte“ als Papagena auf der Wuppertaler Bühne und gab zuletzt die „Ilse“ in der Kammeroper „Aufstand“. „Ich habe mich nie als Anfängerin gefühlt, sondern habe von allen eine große Loyalität gespürt“, sagt Boos. Dass sie nun doch im klassischen Gesang angekommen ist, stand nicht immer fest: „Ich habe im Carl-Duisberg-Gymnasium Musical- und Pop-Songs gesungen und in der Kirchengemeinde Unterbarmen Mitte im Gospelchor. Mit 14 Jahren habe ich dann privaten Gesangsunterricht bekommen.“

Dass sie Wettbewerbe gewonnen hat und auch schon in anderen Opernhäusern auf der Bühne stand, erwähnt sie wie nebenbei. Wichtig sei ihr aber auch die Pflege des Liedgesangs, wo sie mit der Klavierpartnerin Young-Ah Kim oder dem Klarinettisten Oliver Körner auftrete. Wie vielseitig sich Boos aufstellt, verrät sie gerne: „Ich trete auch mit unserer Hochschul-Band ,Almrausch’ auf. Das ist ein toller Ausgleich. Wir machen bayrische Oberkrainer-Musik oder covern Pop-Songs, die ich auch oft arrangiere — alles aber auf hohem Niveau.“

Bleibt bei so viel Musik noch Zeit für anderes? „Wenn ich den Kopf frei bekommen muss oder wenn mir etwas auf der Seele liegt, male ich“, gesteht sie. Die künstlerische Ader hat sie wohl vom Vater, der Designer ist. Und die Mutter, die im Pflegeberuf arbeitet, weckte auch ein zusätzliches Interesse. Für alle Fälle macht Boos deshalb auch noch ihr Diplom in Musikpädagogik: „Ich könnte mir auch vorstellen, mit älteren Menschen Musik zu machen.“ Zunächst aber startet sie am 18. November im Opernhaus mit dem passenden Stück ins künstlerische Musikfach: „Glückliche Reise“, der Operetten-Titel, könnte beim Glückskind zum Lebensmotto werden.

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