Jenseits von Schweden: Ein Abba-Abend mit Pfiff

Witzige Hommage im Opernhaus.

Wuppertal. Mühsam zwingt Tilo Nest seine Beine in den Schneidersitz, Hanno Friedrich lässt die Luft-Sitar näseln, auch das Klavier hat Alexander Paeffgen präpariert und gibt nun fernöstliche Klänge von sich: So klingt „Honey, Honey“ im Stil von Siddhartha. „Abba Jetzt 2 — Jenseits von Schweden“ nennt das Trio seine Abba-Homage und -demontage, die es im nahezu ausverkauften Wuppertaler Opernhaus präsentierte. Tilo Nest inszeniert gerade für die Wuppertaler Bühnen Ibsens „Nora oder ein Puppenheim“, das am 8. Februar im Kleinen Schauspielhaus Premiere haben wird. Hanno Friedrich spielt darin Noras Ehemann Torvald.

Die Herren im Frack lassen zu den berühmten — und auch weniger berühmten — Klängen von Abba die Popos kreisen und turnen herum, dass es eine Freude ist. Nie ist so ganz sicher, was jetzt Show ist und was tatsächlich spontan. Exakt choreographiert tänzeln die beiden Sänger über die Bühne — nur bei komplizierteren Harmonien ist die Intonation nicht ganz so exakt.

Ob „It’s magic“ im Falsett, „Regen, Regen, Regen“ auf die Melodie von „Money“ (zum schwedischen Klima ebenso passend wie zum Wuppertaler Wetter) oder den Schlager „Wer im Wartesaal der Liebe steht“, den Abba tatsächlich auf Deutsch gesungen hatte — immer wieder überraschen die Musiker ihr begeistertes Publikum. Wickie turnt über die Bühne und die Musiker verlosen schwedische Fisch-Büchsen: Sie singen „Staying alive“ von den Beach Boys in deutlich verlangsamter Geschwindigkeit und das Publikum muss das Stück erraten.

Nach der Pause dann der Wechsel: Statt Abba werden jetzt die Lieblingssongs der Musiker verarbeitet. Dafür wechseln die beiden jüngeren Herren in quietschbunte Anzüge und Nest lässt die Hosenträger hängen. „Hot Stuff“ von Donna Summer wird kontrapunktiert von dem „Biep-biep — beeb-beeb“ eines Mini-Keyboards, das auch Blockflötentöne von sich gibt. Ob französischer Chanson oder eine kleine Steppeinlage — geschmeidig wechseln die Herren zwischen allen Stilen, streiten munter auf der Bühne und versöhnen sich wieder. Bei der Zugabe kehren sie nach fast drei Stunden zurück zu Abba: „Mamma Mia“ als spanische Version mit Kastagnetten-Klappern und Flamenco-Schritten.

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