„Kabale und Liebe“: Das TiC setzt auf ein Trauerspiel

Ingeborg Wolff führt an der Borner Straße Regie: Am Sonntag hat Friedrich Schillers Drama Premiere in Cronenberg.

Frau Wolff, am Sonntag feiern Sie mit „Kabale und Liebe“ Premiere im TiC-Theater. Dabei dürften Erinnerungen wach werden — als Schauspielerin waren Sie selbst einmal Lady Milford. Sie kennen das Drama also auch aus Darsteller-Sicht. Nun setzen Sie sich mit dem Schauspiel als Regisseurin auseinander. Inwiefern ändert das den Blick?

Ingeborg Wolff: Es ist für einen Schauspieler immer wieder eine spannende und berührende Erfahrung, einem Theaterstück in unterschiedlichen Lebensabschnitten auf der Bühne wieder zu begegnen. Ich hatte das Glück, mehrfach eine solche Zeitreise machen zu dürfen — ob in Brechts „Dreigroschenoper“ von der jungen Spelunken-Jenny zur alten Mrs. Peachum, in Else Lasker-Schülers „Wupper“ vom Dienstmädchen zur Mutter Pius oder aber in Lorcas „Bluthochzeit“ von der Braut zur allegorischen Figur des stets präsenten Todes. Ein mir eigentlich doch so vertrautes Stück nach Jahrzehnten aus einem ganz anderen Blickwinkel neu zu erleben, zeigt mir, dass ich als Darsteller immer nur einen kleinen Teil des großen Ganzen sehe.

Und als Regisseurin?

Wolff: Als Regisseurin setze ich mich mit der Dramaturgie des Stückes auseinander. Ich versuche, Akzente zu setzen und die verschiedenen Facetten einer Rolle sichtbar zu machen. Der schönste Teil der Arbeit beginnt, wenn die Schauspieler die Figuren verinnerlicht haben und eins werden mit ihnen — das ist die beste Voraussetzung, die Herzen der Zuschauer zu erreichen und der Aussage des Stückes gerecht zu werden.

Was erwartet das Publikum?

Wolff: Die Geschichte einer großen Liebe, die zwischen Intrige, Korruption, Eifersucht und Dummheit zerstört wird. Das Publikum erwartet ein bürgerliches Trauerspiel, tiefgründig und böse-komödiantisch. Wir zeigen das ganze Spektrum menschlicher Abgründe, von Stefan Hüfner in bewährter Manier dramaturgisch und musikalisch bearbeitet. Es wird ein kurzweiliger, „schillernder“ Theaterabend.

Was ist aus Ihrer Sicht die Schlüsselszene?

Wolff: Vor dem politischen Hintergrund des Stückes sicherlich die Szene zwischen Kammerdiener und Lady Milford, in der die Verschwendungssucht und die skrupellosen Machenschaften der Herrschenden angeprangert werden. Vor dem emotionalen Hintergrund die Szene, in der die Liebe zwischen Ferdinand und Luise an der „allgemeinen Ordnung“ zerbricht.

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