Karl Otto Mühl und die Erfindung des Augenblicks

Der Autor liefert neuen Lesestoff aus dem Stehcafé.

Wuppertal. Neues vom Wuppertaler Stehcafé hat Karl Otto Mühl zu berichten: In seinen aktuellen, schlicht und doch bilderreich erzählten Geschichten geht es einmal mehr um die bemerkenswerten Alltäglichkeiten. „Die Erfindung des Augenblicks“ ist es betitelt und reflektiert, wer und was dem Autor beim täglichen Verweilen im Stehcafé am großen Dreieckstisch begegnet und welche Gedanken ihn umtreiben.

Dass er dazugehört, ist eine Freude des Seniors, und Banalitäten strecken sich zu einmalig Erlebtem — wenn man sie denn richtig zu deuten und schildern weiß. Und so begegnen sie dem Leser wieder: die Rohrleger, Dachdecker, Straßenbauer, der Freund, der Bildhauer, die Politikerwitwe — mit ihren großen und kleinen Problemen. Und Antonio, der Italiener, das nette Schlitzohr. Diese Figuren kommen dem Leser auch aus dem eigenen Leben irgendwie bekannt vor.

Aber natürlich enthalten die Geschichten auch ein gebündeltes Maß an Lebensweisheiten, die der fast 90-Jährige selbstverständlich und oft wie nebenbei bemerkt: „Sich zermürben für eine Unsterblichkeit, die keine ist? Entweder sind wir alle unsterblich — oder keiner ist es. Auch nicht die Dichter.“ Gut, dass die Bäckerei mit dem Stehcafé am Waldrand liegt — so verbindet der Ich-Erzähler den Morgenkaffee oft mit Waldspaziergängen“, um die Bäume und Baumstämme zu begrüßen“: „Ich glaube, ich liebe sie.“ Aber auch eine beschwerliche Reise in die Normandie schildert Mühl. Belohnt wird sie mit urwüchsiger Landschaft und Natur, fantastischen Traumerlebnissen — und mit echten Glücksgefühlen. Und die stellen sich auch beim Lesen ein.

“ „Die Erfindung des Augenblicks: Neue Stehcafé-Geschichten“ ist im Wuppertaler Nordpark Verlag erschienen (147 Seiten, 12 Euro, ISBN 978-3-935421-84-3).

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