Kirchenmusik 9: Drei Ensembles – ein Verein

Wie funktioniert Kirchenmusik, wenn sie nicht an eine Gemeinde gekoppelt ist? Der Verein „Dreiklang“ macht es eindrucksvoll vor.

Wuppertal. Die Krise der evangelischen Kirchenmusik in Wuppertal schwelt schon lange. Für Zündstoff und emotionsgeladene Diskussionen sorgte 2002 der Weggang von Kantor Jürgen Kerz von der Elberfelder Kreuzkirche, der nun im fränkischen Münchberg als Dekanatskantor tätig ist.

Zurück lassen musste er eine engagierte Kantorei und einen etablierten Bläserkreis. Auch der junge Gospelchor Joyful Voices, den er 1998 gegründet hatte, blieb verwaist zurück. Um den Flächenbrand zu stoppen, der sich mit der Ausdünnung der Kantorenstellen in Wuppertal ankündigte, gründeten die drei Musik-Ensembles den gemeinnützigen Verein "Dreiklang - Kirchenmusik in Wuppertal".

"Jetzt erst recht, haben wir gedacht. Wir wollten zeigen, dass es weitergeht mit unserer Kirchenmusik, denn wir mochten alle nicht in andere Gruppen wechseln", beschreibt Vorsitzender Dieter Knipp die Gründe. "Dreiklang" ist ein besonderer Verein. Aus Mitgliedsbeiträgen bezahlt er nämlich auch die drei musikalischen Leiter: Kantorei-Chef Roland Schwark, Bläserkreis-Leiter Axel Stock und Gospelchor-Leiterin Silke Schneider. Darüber hinaus betreibt er aktiv Nachwuchs-Pflege, etablierte etwa vor einem Jahr einen Jungbläserkreis (Leitung: Yume Shimizu). Knipp, der selbst seit über 35 Jahren Posaune spielt: "Wir finanzieren auch schon mal ein Instrument, zum Beispiel zuletzt eine Trompete für einen Jungbläser."

130 Mitglieder zählt der Verein, darunter sind auch zahlende passive. Natürlich ist auch "Dreiklang" auf Sponsoren angewiesen. Denn: "Wir nehmen auch Menschen auf, die keinen oder nicht den vollen Betrag zahlen können. Jeder kann bei uns mitmachen und zunächst eine interne Probezeit vereinbaren."

Wie aber funktioniert Kirchenmusik, wenn sie nicht an eine Kirchengemeinde gekoppelt ist? Geschäftsführerin Dorothea Preiss: "Wir haben in der Thomaskirche eine wirkliche Heimat gefunden. Pfarrerin Norma Lennartz hat uns mit offenen Armen aufgenommen und Probenräume kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch mit der katholischen Herz-Jesu-Kirche pflegen wir intensive und gute Kontakte. Dafür bedanken wir uns mit Musik", erzählt Preiss, die selbst in der Kantorei im Alt singt und den Chor wie eine große Familie empfindet: "Es gibt Feiern zu Weihnachten, zu Geburtstagen, und wir duzen uns alle."

Die Anerkennung von "Dreiklang" durch die evangelische Kirche gestaltete sich allerdings langwierig. Mittlerweile ist er mit seinen Veranstaltungen im Kirchenmusik-Kalender zu finden. Joyful Voices wird auch gerne für Hochzeiten, Jubiläen oder Geburtstage gebucht - und der Bläserkreis hat zum Martinsfest Hochsaison. Derzeit wird fleißig geprobt für das Weihnachtsoratorium. Und im kommenden Jahr steht die Matthäus-Passion in der Immanuelskirche auf dem Programm.

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