Lockerer Swing mit Schalk

Beim Friday Night Jazz Club spielte Willy Ketzer mit drei Kollegen.

Lockerer Swing mit Schalk
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Bitte, Herr Ingenieur“. Mit diesen Worten forderte Willy Ketzer hinterm Schlagzeug kollegial Markus „Chancy“ Gärtner auf, loszulegen. Der Wuppertaler ließ sich nicht zweimal bitten, nahm sein Saxofon zwischen die Lippen und entlockte dem Holzblasinstrument hochvirtuose Klänge.

Man merkte es ihm nicht an, dass der Jazz nur sein Hobby ist. Denn er ist wirklich gelernter Ingenieur und hauptberuflich in der Wirtschaft tätig. Kongenial spielte er in der ausverkauften Bandfabrik mit den drei Vollblutmusikern, als dort wie an jedem letzten Freitag eines Monats der traditionelle „Friday Night Jazz Club“ stattfand.

Etliche Jazzgrößen reisten bereits an das östliche Ende Wuppertals, um sich in der intimen Klubatmosphäre wohlzufühlen. Diesmal war es der international anerkannte Schlagzeuger Willy Ketzer, der sich die Ehre gab. Jenseits jeglicher Routine - er spielte mehr als 30 Jahre mit Paul Kuhn - gab er sich un-gemein spielfreudig.

Nuancierte Dynamiken gingen Hand in Hand mit äußerst kreativem Umgang mit Trommeln und Becken. Nicht minder verspielt und fantasievoll gesellten sich Pianist Vladimir Burkhard und Kontrabassist Jens Foltynowicz hinzu, die beide zudem gekonnt die Gesangsmikrofone bedienten.

Anhand allseits bekannter Stücke etwa aus den Federn von Nat King Cole und John Coltrane legte das Quartett ein ordentliches Maß an Swing, ruhigen Passagen und viel Drive an den Tag. Eine große Portion Schalk hatte es dabei im Nacken und war mit Herzblut bei der Sache. Der Spielwitz übertrug sich voll aufs Publikum, das begeistert mitging und sich manches Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

Groß waren die Lacher, als Burckhardt gegen Ende des kurzweiligen Abends flugs den alten Standard „Route 66“ umdichtete. In Anlehnung an die komplizierte Wuppertaler Ver-kehrssituation war auf einmal nicht mehr der legendäre amerikanische Highway, sondern die Stadtautobahn „Route 46“ das Thema. Selbstredend wurden die vier Jazzer nicht ohne Zugabe von der Bühne entlassen.

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