Musiker feiern am Sonntag einen Lyriker

Das „Nâzim“-Oratorium ist am Sonntag erstmals im Tal zu hören.

Elberfeld. Es soll ein ganz besonderes Konzert werden — eine buchstäblich einmalige Angelegenheit. Wenn sich Banu Böke (Sopran), Thomas Laske (Bariton), Martin Horn (Erzähler), Emre Elivar (Klavier), Opern- und Extrachor der Bühnen, Studenten der Musikhochschule, Chorsänger der Musikschule und nicht zuletzt die städtischen Sinfoniker morgen eine Bühne teilen, sind Verse wie diese zu erwarten: „Leben! Wie ein Baum, einzeln und frei und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht.“ So jedenfalls soll es klingen, wenn sich Wuppertaler in die türkische Seele hineinversetzen. „Nâzim“ heißt das Werk, das an den Lyriker Nâzim Hikmet (1902-1963) erinnert.

Die konzertante Aufführung hat eine Vorgeschichte: Im Auftrag des türkischen Kultusministeriums hatte Fazil Say ein Oratorium komponiert, das 2011 in Ankara uraufgeführt wurde. Damals dirigierte Ibrahim Yazici. Elf Jahre später steht er in Elberfeld auf dem Pult: Yazici leitet auch den Abend im Großen Saal. Nach wie vor geht es dabei um Freiheit und Gerechtigkeit — die zentralen Themen des Lyrikers. Hikmet unterstützte die türkische Befreiungsbewegung — trotz Haft und Zeiten schwerer Krankheit. Politische Verfolgung, Publikationsverbote, lange Jahre in Gefängnissen und die Exil-Phase in der Sowjetunion prägten sein Leben.

Auf seinen Versen basiert auch das Oratorium. Und wie Hikmet sucht auch Say nach Erneuerung in seiner Sprache, der Musik. Seine Stücke leben von Einflüssen aus Jazz und Improvisation.

Auf gut Deutsch gesagt: „Nâzim“ feiert einen poetischen Pionier, der als Begründer der modernen türkischen Lyrik gilt. Karten gibt es unter Ruf 569 4444.

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