Othello in Zivil: Patrick Schiefer und seine Glücksgefühle im Theater

Im Taltontheater lebt der Schauspieler seine Leidenschaft aus.

Wuppertal. Er steht als Othello auf der Bühne des Taltontheaters, spielt bei „Dracula“ den Renfield und den Orpheus in „Irren ist göttlich“. Patrick Schiefers Leidenschaft gilt schon immer dem Theater, und trotzdem entschied er sich gegen eine Laufbahn als Schauspieler. „Mit einigen Werten, etwa einer Familie, ist der Schauspielberuf schwer vereinbar“, hat der 37-Jährige erkannt.

Schon als Schüler spielte er — damals in seiner Heimatstadt Köln — in der Theatergruppe mit und absolvierte Schauspiel-Kurse an dem Privattheater Comedia Colonia. Auch Tanz- und Gesangsstunden nahm Schiefer und unterrichtete sogar Hip-Hop: „Ich wollte verschiedene Sparten bedienen können.“

Nach dem Abitur jobbte er in verschiedenen Bereichen, um sich über seinen weiteren Werdegang klar zu werden, und entschied sich schließlich für eine Ausbildung bei einer Krankenkasse: „Je mehr Kontakt ich zu Theaterleuten hatte, desto sicherer wurde mein Entschluss, nicht den klassischen Weg eines Schauspielers zu gehen.“ Sein Brotberuf hat nun den Vorteil planbarer Arbeitszeiten und von Kontinuität. In der Marketing-Abteilung ist sein schauspielerisches Talent sicherlich von Nutzen.

Der Beruf verschlug Schiefer nach Wuppertal, wo er auch gleich seine Ehefrau kennenlernte: natürlich am Theater. 2007 stand Schiefer erstmals auf der Bühne des TiC-Theaters und traf alsbald auf Tabea Fresemann. Heute sind die beiden verheiratet und überlegen schon, wo die Kinder während der Proben unterkommen können, wenn sie denn erst einmal da sind.

Ein Höhepunkt war für beide der gemeinsame Auftritt als Ferdinand und Luise in Schillers „Kabale und Liebe“. „Das Fühlen der Emotionen ist mir unheimlich wichtig. Jens Kalkhorst gibt mir dafür die Sicherheit“, lobt Patrick Schiefer den Chef des Taltontheaters. „Ich fühle mich unheimlich glücklich hier.“ Der professionelle Anspruch gefällt ihm ebenso wie die Abwechslung der Stücke. „Mir ist wichtig, dass ich verschiedene Facetten zeigen kann.“ Denn zu Beginn seiner Schauspiel-Tätigkeit durfte die rheinische Frohnatur, die am 11.11. zur Welt kam, nur Komödien spielen. Doch Klassiker und Dramen bieten häufig eine größere Palette an Ausdrucksmöglichkeiten.

Obwohl Schiefer einen Großteil seiner Freizeit im Taltontheater verbringt, absolviert er derzeit neben dem Beruf noch ein IHK-Studium zum Betriebswirt. Ein Jahr lang büffelt er jeden Sonntag von 8 bis 15.30 Uhr Theorie. „Die Kunst gibt mir die Kraft dafür.“ Und als neuestes Hobby hat er Lesungen entdeckt, die einen neuen Blick auf Texte geben.

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