Salome: Premiere 1 ist gelungen

Die Neuinszenierung des Werkes von Richard Strauss trifft den Nerv des Wuppertaler Opernpublikums.

Salome: Premiere 1 ist gelungen
Foto: Uwe Stratmann

Wuppertal. Es ist eine kalte, neutrale, konkave Fläche, auf der das Musikdrama „Salome“ von Richard Strauss stattfindet. Darin klafft ein wie alles verschlingendes schwarzes Loch. An beiden Seiten der Bühne befindet sich jeweils eine Treppe.

Über allem scheint hell der Vollmond, unter dem Nebelschwaden vorbeiziehen. Das ist es. Keine Bühnentiefe, kein Schnickschnack. Die Neuinszenierung im Wuppertaler Opernhaus von Regisseur und Bühnenbildner Michiel Dijkema kommt ohne Wagnisse daher, beschränkt sich im Wesentlichen auf die Personenführung vorn an der Rampe.

Dazu passen die von Tatjana Ivschina kreierten Kostüme: traditionelle Juden- und Pagenoutfits, mittelalterlich anmutende Gardeuniformen, ein Glamour-Kleid für Herodias, moderne Anzüge. Also ein bunter Mix verschiedener Epochen, der wohl den zeitlosen Stoff dieses Einakters symbolisieren soll.

Da also nicht viel Neues zu sehen ist, liegt der Fokus auf den Personen, allen voran Cristina Baggio in der Titelrolle. Mit ihrem in allen Registern sicheren und wandelbaren Sopran verkörpert sie eine jeden bezirzende junge, nach wahrer Liebe suchende, unberührte Salome, der dafür alle Mittel recht sind.

Ihren eigentlich als ein Tanzgedicht, ein Seelengemälde gemeinten berühmten Ausdruckstanz steigert Choreograph Matthew Tusa zu einem die Machtgier, die Dekadenz des Hofstaats und die inzestuöse Geilheit des Königs entlarvenden Spektakel.

Thomas Gazheli ist ein extrem stimmgewaltiger Jochanaan, glänzt mit intensiven Mahnrufen aus dem schwarzen Loch. Michael Hendrick mit seinem strahlenden Tenor spielt Herodes’ triebhafte Verlangen und später das Entsetzen über Salomes Umgang mit Jochanaans Kopf ausgesprochen souverän.

Der dramatische Mezzosopran von Dubravka Muovi passt bestens zur Partie der Herodias, deren ruinierte Beziehung zu ihrem Gatten und Frust über Salomes Benehmen eindrucksvoll widerspiegelnd. Der Tenor von Emilio Pons als Narraboth ist zwar ein wenig schwach, aber klar im Ausdruck.

Auch die kleineren Partien sind mit wenigen Ausnahmen stimmlich adäquat besetzt. Dass aber bei einer deutschsprachigen Oper mangels Textverständlichkeit der Frauenstimmen oft die Übertitel zu Hilfe genommen werden müssen, ist sehr ungewöhnlich.

Da Wuppertal einen neuen Generalmusikdirektor finden muss, gibt es sechs Salome-Premieren. Denn für jede Vorstellung ist bis zur Sommerpause ein Dirigent mit einem Probedirigat vorgesehen.

Den Anfang machte der Finne Ari Rasilainen, der das bestens disponierte Sinfonieorchester Wuppertal zuverlässig durch die anspruchsvolle und teils vertrackte Partitur schiffte. Die Opernfans im nicht ausverkauften Auditorium hatten Gefallen an der Vorstellung, was durch ausgiebigen Applaus zum Ausdruck kam.

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