Senioren-Tanztheater zeigt ein neues Stück

Das Ensemble von Claudio li Mura zeigt ab Dienstag ein neues Stück.

Senioren-Tanztheater zeigt ein neues Stück
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. In einer langen Diagonale queren die Tänzer die Bühne, charakteristisch sind die Armbewegungen, bunt glänzen die fließenden Kleider — unübersehbar sind die Anleihen des Seniorentanztheaters bei Pina Bausch und ihren Stücken. Doch genau so hat sich Claudio li Mura, der Leiter des Ensembles, das vorgestellt: „Ich bin ein Kind von Pina Bausch. Diese Frau hat mich so geprägt. Sie ist mein Idol.“

Li Mura, früher bei der Sparkasse, seit gut 20 Jahren Inhaber eines Sprachenbüros, zeitlebens an Kultur interessiert, hat vor zwei Jahren das Seniorentanztheater gegründet. Damit bezieht er sich wieder auf Pina Bausch, die ihr Stück „Kontakthof“ auch in einer Variante mit „Damen und Herren ab 60“ inszeniert hat. Im vorigen Herbst kam das erste Stück auf die Bühne, seit Januar probt er mit den 29 Mitgliedern seines Ensembles die neue Produktion „Stimmen aus der Stille“, das am Dienstag Premiere in der Börse hat.

29 Menschen zwischen 55 und 79 Jahren gehören zur Gruppe, jeder zahlt einen Beitrag von 30 Euro im Monat. Ein- bis zweimal in der Woche treffen sie sich im Nachbarschaftsheim am Platz der Republik. Li Muras Probenarbeit orientiert sich ebenfalls an der großen Choreografin: „Ich frage die Teilnehmer immer wieder, wie sie empfinden. Ich frage sie nach Liebe, Trauer und Sehnsucht — und sie müssen non-verbal antworten, was diese Dinge in ihnen auslösen.“

Byong-Koo Zimmer, Tänzerin

Auf der Bühne agiert jeder, so gut er eben kann, aber alle wirken konzentriert und beseelt. „Es macht so viel Spaß, wieder ein Kind zu sein, ein Kind zu spielen“, sagt Ingrid Bryl. Natürlich werde die Arbeit oft sehr persönlich, „aber das macht auch den Reiz aus“. Angelika Haschke war „sofort begeistert, weil ich es spannend finde, in einer Gruppe mit Gefühlen umzugehen“.

Man werde vielfach auf sich selbst, seine Bedürfnisse und Eigenheiten zurückgeworfen: „Das ist manchmal erschreckend, damit muss man erst mal umgehen lernen.“ Es komme alles so authentisch rüber, „weil jeder sein Thema selbst entwickelt. Claudio hat da einen guten Blick, er erkennt manches früher als man selbst“. Bernhard Dehler, früher als Diplom-Ingenieur bei der Telekom, trägt auf der Bühne ein knallrotes Ballkleid. „Das bin ich nicht persönlich“, sagt er. Aber er habe gemerkt, wie gern er mit Kostümen spielt — das mit dem Ballkleid sei einfach so gekommen, er wisse auch nicht, was sich Claudio dazu überlegt habe.

Ein großes Projekt hat li Mura auf die Beine gestellt: Zu den 29 Mitwirkenden hat er zehn ehrenamtliche Helfer für Technik, Bühne und Beleuchtung gefunden. Eine Fotografin begleitet die Arbeit, zwei Kalender sind in diesem Jahr herausgekommen. Für das Bühnenbild verwendet er unter anderem Motive des Malers Christian von Grumkow — vergrößerte Fotografien seiner Landschaftsbilder schaffen eine stimmungsvolle Kulisse.

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