Simon Rattle: München sollte nach Wuppertal schauen

Die schuldengeplagte Stadt hat etwas, was München nicht hat - einen Konzertsaal mit großartiger Akustik. Dafür bekam Wuppertal jetzt Lob vom Stardirigenten Simon Rattle.

München (dpa) - Balsam auf die Seele der schuldengeplagten Stadt Wuppertal: Der weltberühmte Dirigent Sir Simon Rattle (57) hat den Großen Saal der Historischen Stadthalle Wuppertals als einen „der besten Konzertsäle in der Welt“ gelobt. Deshalb ziehe er Wuppertal auch dem reichen München vor - wegen der schlechten Akustik im Münchner Konzertsaal Gasteig.

„Wuppertal ist keine besonders schöne Stadt, aber es gibt dort diesen fantastischen Konzertsaal“, sagte Rattle der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag). Er habe mit seinen Berliner Philharmonikern in Wuppertal eines seiner besten Konzerte gegeben. „Das lag auch an dem inspirierenden Saal“, sagte Rattle. „Es ist wie der Musikverein in Wien.“ Der Konzertsaal in der österreichischen Hauptstadt gilt als einer der schönsten und akustisch besten Säle der Welt.

Den Musikfreunden in München empfahl Rattle: „Die Menschen hier sollten irritiert sein und nach Wuppertal schauen. Sie sollen traurig sein, dass sie das nicht selbst haben.“ In der bayerischen Landeshauptstadt wird seit Jahren über einen neuen Konzertsaal gestritten.

Die bergische Stadt Wuppertal zählt zu den am höchsten verschuldeten Städten in Nordrhein-Westfalen und muss auch in der Kultur kräftig sparen. Der bisherige städtische Betriebskostenzuschuss in Höhe von 885 000 Euro für die Stadthalle werde kommendes Jahr um 100 000 Euro gekürzt, sagte Geschäftsführerin Silke Asbeck am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. „Wir werden hart getroffen von den Sparmaßnahmen.“ Umso mehr freue sie sich über das Lob Rattles.

Wuppertal wolle trotz der schweren finanziellen Zeiten ein attraktiver Musikstandort bleiben, sagte Asbeck. Die Historische Stadthalle im Stadtteil Elberfeld war Mitte der 90er Jahre aufwendig saniert worden und hat einen prächtigen Konzertsaal, wo die Wuppertaler Sinfoniker und andere hochkarätige Orchester spielen. Außerdem wird die Halle für andere Veranstaltungen genutzt.

Um Geld zu sparen, will Wuppertal Oper und Schauspiel mit dem renommierten Sinfonieorchester fusionieren. Der seit Jahren in Wuppertal arbeitende Orchester-Chefdirigent Toshiyuki Kamioka soll künftig in Personalunion Generalmusikdirektor und Opernintendant werden.

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