Sinfoniker: Die neue Konzertmeisterin steht in den Startlöchern

Das städtische Orchester hat eine Schlüsselposition neu besetzt: Olga Pogorelova tritt im August ihren Dienst in Elberfeld an.

Wuppertal. Auf dem Fußballplatz stünde Olga Pogorelova die Kapitänsbinde zu. Nun liegt in der Stadthalle allerdings kein Rasen aus und die Mannschaft, die regelmäßig mit Pauken und Trompeten in den Großen Saal einmarschiert, trägt auch keine Sport-Trikots. Trotzdem wird Pogorelova ab der neuen Saison eine zentrale Rolle spielen: Die gebürtige Russin wird 1. Konzertmeisterin. Für die Wuppertaler Sinfoniker geht damit eine lange Suche zu Ende — schließlich ist Pogorelovas Vorgängerin schon seit 2010 in Ruhestand.

Die Spuren, die Gabriela Ijac im Orchestgraben hinterlassen hat, sind groß: 35 Jahre lang hatte sie als Konzertmeisterin den Ton angegeben. Während der zweiten Japan-Tournee, bei der das Orchester im Oktober 2010 das Publikum im Land der aufgehenden Sonne begeistert hatte, stand sie zum letzten Mal offiziell im Rampenlicht. Seitdem wurde nach einem adäquaten Ersatz gesucht.

Spekulationen darüber, wer Konzertmeister Nikolai Mintchev — mit dem sich Ijac die Aufgabe zuletzt geteilt hatte — künftig unterstützen könnte, gab es reichlich. Auch die Thesen, weshalb die Suche nach einer oder einem Neuen alles andere als einfach war, sind vielschichtig (siehe Kommentar). Zumal im Orchester längst nicht mehr nur die Musikauswahl entscheidend ist, sondern zunehmend auch Finanzierungsfragen die Sinfoniker in Atem halten: In Zeiten des Spardiktats ist das Stichwort „Wiederbesetzung“ ein brisantes.

Fakt ist: Olga Pogorelova hat das Rennen gemacht. Als Fünfjährige erhielt sie ihren ersten Geigenunterricht. Der Weg ins Profi-Lager führte über das Moskauer Konservatorium und die Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Auch an der Musikhochschule München und am Mozarteum in Salzburg hat sie studiert. Seit 2002 ist Pogorelova als 1. Konzertmeisterin im Orchester des Staatstheaters Darmstadt engagiert. Ab dem 25. August verstärkt sie offiziell den Wuppertaler Spielerkader.

Ihre Rolle ist eine Schlüsselposition: Als Konzertmeister wird in der Regel der am ersten Pult stehende oder sitzende Stimmführer der Gruppe der 1. Violinen bezeichnet. Bis in das beginnende 19. Jahrhundert hinein leitete dieser führende Musiker selbstständig das komplette Orchester. Seit der Übernahme der Leitungsfunktion durch den Dirigenten fällt dem Konzertmeister vor allem die Aufgabe zu, das Einstimmen zu überwachen, das Spiel anzuführen, die Violin-Solostellen zu spielen und in Proben mitunter den Dirigenten zu vertreten.

Wuppertal hat nun — nach Gabriela Ijac — also wieder einen weiblichen Konzertmeister. Dem Publikum dürfte Olga Pogorelova schnell ins Auge fallen: Sie wird ihren neuen Kollegen auch die Zeichen zum Aufstehen und Setzen geben. Wann genau der Anpfiff erfolgt und die Russin, die in Krasnodar geboren wurde, ihr erstes Sinfoniekonzert in Wuppertal erlebt, soll am 18. Juni verkündet werden: Dann stellen die Sinfoniker ihren Spielplan vor.

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