Tänzerin Advento springt in eine „kreative Ungewissheit“

Regina Advento stellt in der Börse ihr erstes choreografisches Gruppenprojekt vor.

Frau Advento, als Sie die Einladung erhielten, innerhalb von 15 Tagen eine Choreografie für acht Tänzer des Centre des Formation Adage in Bordeaux zu erarbeiten, dachten Sie zunächst: „Das kann ich nicht annehmen.“ Es kam anders. Das Ergebnis ist nun auch in Wuppertal zu sehen: „Im Urzustand seiner eigenen Freude leben“ heißt das Stück, das Sie am 6. Juni in der Börse vorstellen. Was hat Sie bewogen, das Angebot aus Bordeaux doch anzunehmen?

Regina Advento: Ich bin sehr neugierig und mag sehr gerne Herausforderungen und auch „Kunst“-Abenteuer. Nach Pinas Tod (Anmerkung der Redaktion: Star-Choreografin Pina Bausch hatte die brasilianische Tänzerin 1993 nach Wuppertal geholt) ist meine Kreativität etwas in Stau geraten. Das Angebot aus Bordeaux war für mich eine schöne Möglichkeit, in eine kreative Ungewissheit zu springen und etwas Neues auszuprobieren.

Wie kamen Sie auf den Titel „Im Urzustand seiner eigenen Freude leben“?

Advento: Seit fast zwei Jahren absolviere ich eine Ausbildung zur Heiltanzpädagogin, im Juni werde ich fertig sein. Für die Choreografie haben mich heiltanzpädagogische Methoden und Bewegungsübungen sehr inspiriert. Dabei habe ich ausprobiert, eine eigene Form zu finden — basierend auf meinem brasilianischen Tanzhintergrund und auf dem, was ich von Pina gelernt habe. „Im Urzustand seiner eigenen Freude leben“ ist aus dem Buch „ . . . komm und tanz mit mir“ von Trudi Schoop, einer der Pionierinnen der Tanztherapie. In etwa sagt sie: „Ich möchte das angeborene Talent des Körpers zur Freude an sich selbst aufleben lassen und versuchen, dem Menschen ein neues und positives Gefühl für seinen eigenen Körper zu vermitteln.“

Was genau erwartet das Publikum am 6. Juni in der Börse?

Advento: Ganz genau ist das für mich schwierig zu sagen. Es ist meine erste Arbeit mit einer Gruppe von Tänzern, die ich gerne mit dem Publikum teilen möchte. Für mich ist es schwierig, über meine eigene Arbeit zu sprechen. Mit Blick auf die kurze Zeit, die ich zu Verfügung hatte, bin ich zufrieden mit dem Ergebnis. Wenn wir die Möglichkeit bekommen, mehr Aufführungen zu machen, kann ich das Stück weiter entwickeln.

Sind weitere choreografische Arbeiten geplant?

Advento: An dem Abend wird auch „Un Jeudi . . .“, eine Choreografie von Marie-Françoise Garcia, gezeigt. Im Allgemeinen ist bei mir vieles in Bewegung. Mein Solo „Trilha dos Sonhos“, das ich in 2006 in Sao Paulo uraufgeführt habe, werde ich für das Erfurter Festival im September wieder aufnehmen. Andere Projekte sind auch langsam unterwegs.

Erst einmal geht es mit dem Tanztheater nach London. Wie gespannt sind Sie auf die Auftritte bei der „Kultur-Olympiade“?

Advento: Es wird sehr anstrengend sein. Ich hoffe, dass wir die Belastung über den langen Zeitraum schaffen werden. Es sind so viele verschiedene Stücke hintereinander. Es wird aber auch sehr spannend sein.

Wird während Ihrer Auftritte Zeit zum Sightseeing bleiben?

Advento: Wenig, glaube ich. Ich muss viel für meine Prüfung in der zweiten Juni-Hälfte lesen.

Sie leben seit fast 20 Jahren in Wuppertal. Was schätzen Sie an Ihrer Wahlheimat?

Advento: Obwohl Wuppertal viel von einer Großstadt hat, gibt es eine gewisse Ruhe, die ich sehr mag. Die Berge und die Wälder um mich herum geben mir eine gewisse Geborgenheit und Schutz. Viele Leute in Wuppertal sind auch neugierig und sehr kreativ. Deswegen, denke ich, hat Wuppertal auch eine lebendige und vielfältige Kunstszene, die, so hoffe ich, in Zukunft weiterhin gefördert und unterstützt wird.

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