Ulle Hees freut sich auf Gäste: Die Künstlerin öffnet ihr Atelier

Zu Besuch bei der Bildhauerin: Ulle Hees steckt voller Energie und kreativer Pläne.

Wuppertal. Mit der Künstlerin Ulle Hees verbinden die meisten Wuppertaler "Mina Knallenfalls" und den "Zuckerfritzen". Die beiden gehören zur Familie der Bronzefiguren, die als stumme Zeitzeugen sehr lebendig geblieben sind und denen man im Tal unverhofft über den Weg läuft.

Die in Vohwinkel aufgewachsene Bildhauerin hat aber noch viele andere Skulpturen modelliert, die fast alle mit ihrer Geburtstadt zu tun haben. "Ich mache gern Porträts - ich erzähle gern", sagt sie. Hervorheben muss man eine Reihe von Arbeiten, die Hees "Fingerzeige" nennt und die auf die deutsche Geschichte verweisen. "Ein Merkmal ist, dass sie alle auf einem schmalen Sockel stehen, auf Augenhöhe, da muss man drüber stolpern", sagt sie.

So steht das Mahnmal "Das Urteil" am Landgericht und erinnert an die "Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse" während der NS-Zeit. Denkt Hees an die Präsentation dieser Skulptur, so gerät sie in Rage: "Das Ding steht viel zu niedrig und sieht aus wie ein Blumenkübel. Da darf ich gar nicht drüber nachdenken." Doch das soll sich bald ändern.

Die Figuren wirken so lebendig, als könnten sie jeden Moment davonlaufen - so spontan wie ihre Schöpferin, die vom Stuhl aufspringt, als draußen ein lautes Krähen ertönt. Im nächsten Moment steht Hees begeistert im Innenhof ihres Ateliers an der Wupper und wünscht hunderten vorbeiziehenden Kranichen eine gute Reise nach Afrika. Bei aller Faszination vergisst sie nicht, ihrem Gast einen farblich passenden Poncho anzubieten, um das eindrucksvolle Ereignis erkältungsfrei genießen zu können.

Jeder Mensch ist ein Künstler - nach dem Beuys’schen Prinzip unterrichtet Hees auch selbst. Ihre jüngsten Schülerinnen sind 15, die Älteste ist eine 80-Jährige aus Sprockhövel. Obwohl Hees schon ein Weilchen in Rente ist, setzt sie ständig neue Ideen um. Der Kontakt mit anderen Menschen ist ihr wichtig. Seit zwölf Jahren veranstaltet sie - anfangs noch mit ihren Mann Herbert Hees - in der Adventszeit einen Tag des Offenen Ateliers.

In ihrem Atelier fällt ein Regal mit vielen kleinen Bronzefiguren auf. Eine davon zeigt eine kleine Hand, die einen Kirchturm festhält - ein kleines Dankeschön, das all diejenigen erhalten, die sich mit einer nennenswerten Spende für die Restaurierung der Christuskirche am Grifflenberg engagieren (die WZ berichtete). Die braucht nämlich dringend einen neuen Turm.

"Eine schöne und christliche Idee von der Gemeinde", findet Hees, der es selbst nicht an eigenen Ideen mangelt. "Kennen Sie die Frauenrechtlerin Helene Stöcker? Auch so eine Persönlichkeit, die ich gern noch porträtieren möchte", erklärt sie. Man darf sich also im Tal noch auf weitere bronzene Mitbürger freuen.

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