Lafontaine in Wuppertal: Er kam, sah und teilte aus

Etwa 500 Wuppertaler waren gestern auf den Willy-Brandt-Platz gekommen, um den Politiker zu hören.

Wuppertal. Mit Oskar Lafontaine hatte die Wuppertaler Linke am Dienstag einen rhetorischen Hochkaräter nach Wuppertal geholt. Etwa 500 Wuppertaler waren nach Elberfeld gekommen, um den ehemaligen Kanzlerkandidaten der SPD, den ehemaligen Ministerpräsidenten des Saarlands und den ehemaligen Parteivorsitzenden der Linken zu hören.

Lafontaine — der 1999 mit einem Telefax seine Tätigkeit als Bundesfinanzminister der SPD unter Kanzler Gerhard Schröder beendete und damit deutsche Politikgeschichte schrieb — war noch nie ein Freund der leisen Worte. Und die Wuppertaler wurden erwartungsgemäß nicht enttäuscht. „Das ist ein ganz großer Betrug“, wetterte er gegen die Worte von CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel, die erklärt hatte: „Deutschland geht es gut.“ Laut Lafontaine sinken die Löhne und es sinken die Renten. Also, so seine Schlussfolgerung: „Den Menschen geht es nicht gut.“

Unter lautem Applaus forderte er daher höhere Löhne, höhere Renten, eine Krankenversicherung für alle, die Abschaffung von Leiharbeit, keinen Krieg, weg mit Hartz IV, das Verbot von Unternehmensspenden an Parteien und einen Mindestlohn von zehn Euro.

Das war nicht überraschend, deckte es sich doch mit dem Forderungskatalog der Linken zu 100 Prozent. Lafontaine präsentierte seine Forderungen jedoch rhetorisch geschickt und war sich deswegen der Zustimmung seiner Zuhörer auf dem Willy-Brandt-Platz sicher. Überhaupt ist seine Popularität in Wuppertal noch recht groß. Schon bei seiner Ankunft wurde er von Gästen der Wahlveranstaltung um ein Autogramm gebeten.

Danach folgte ein verbaler Rundumschlag: Lafontaine kritisierte die Gewerkschaften, bezeichnete große Privatvermögen als „Raubvermögen“ und forderte seine Zuhörer gar auf, deutsche Manager zu wählen, weil die einen höheren Mindestlohn akzeptieren würden, als ihn die SPD im Bundestag fordere. Das kam gut an, Oskar Lafontaine hatte seine Zuhörer fest im populistischen Griff.

„Die Bevölkerung wird ständig auf den Arm genommen“, beschwerte er sich, verkürzte jedoch politische und wirtschaftliche Sachverhalte teilweise so massiv, dass es schon kurios wirkte. Wahlkampf eben.

Und wer bezahlt die höheren Löhne, Renten und all die anderen Dinge? Auch darauf hatte Lafontaine eine Antwort, die er gerne unters Volk brachte: Es muss eine Millionärssteuer her. Auch dafür gab es dann Applaus.

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