Müngstener Brücke unter der Lupe: „Der Zustand ist passabel“

Am Brückenbauwerk werden derzeit die wichtigen Lager untersucht und vorbereitend Arbeitsflächen installiert.

Wuppertal. Es ist ja eigentlich ganz einfach: prüfen und messen, klopfen und hämmern. Doch Arbeiten an der Müngstener Brücke sind nie einfach. Material kann nur schwer angeliefert werden, und die vielen Bauteile der Brücke sind umständlich zu erreichen.

So auch die 24 Lager, die derzeit im Auftrag der Deutschen Bahn geprüft und gereinigt werden. Sie erlauben es der Brücke, sich wenige Zentimeter nach links oder rechts zu bewegen und halten sie so flexibel. Ohne diese Lager könnten keine Züge fahren. Ein Kran auf den Schienen lässt Arbeiter an der Brücke herunter, damit sie die Teile begutachten können. Man sieht deutlich, wie die Jahre der Brücke zugesetzt haben. Rost ist überall. „Berücksichtigt man das Alter, ist die Brücke aber in einem passablen Zustand“, meint Karsten Eins, der die Lager auf einer Seite der Brücke am gestrigen Mittwoch untersucht hat.

Nach dem ersten Augenschein folgen umfangreiche Messungen zur Lagerdehnung. „Diese Ergebnisse müssen wir erst einmal abwarten.“ Entscheidend wird sein, ob es beim Verschub der Lager große Differenzen gibt. Dann müssten die Lager weiter bearbeitet werden. Die Prüfung von vier anderen Lagern bei einer vorherigen Sperrung war zufriedenstellend. Während der aktuellen Sperrung der Brücke, die noch bis 22. Oktober dauern soll, wird außerdem unterhalb der Fahrebene eine durchgängige, begehbare Arbeitsfläche installiert — auf 450 Metern Länge. Derzeit sind die Arbeiter noch mit einem kleinen Brückenwagen unterhalb der Fahrbahn unterwegs. Die Arbeitsfläche wird nötig für die siebenmonatige Sperrung vom 1. April bis 3. November 2013.

„Nächstes Jahr wird der oberste Meter der Brücke verschwunden sein“, sagt Michael Käufer von der DB Netz.

„Wir müssen alle Fahrbahnlängsträger austauschen, das ist hoch belastetes Material. Die Teile, Originale von 1897, können nicht mehr saniert werden.“ Im November wird die Deutsche Bahn diese Arbeiten europaweit ausschreiben. Außerdem wurden bereits erste Versuche an den Brückenpfeilern durchgeführt — herausgefunden werden soll, welcher Korrosionsschutz für das Bauwerk geeignet ist. Die Bahn muss sämtliche Arbeiten in Absprache mit dem Denkmalschutz durchführen.

Zwischen 2014 und 2016 wird die Brücke dann immer wieder abschnittweise für die Korrosionsschutzarbeiten eingerüstet. „Die alte Farbe ist bleihaltig, die darf nicht einfach ins Naturschutzgebiet fallen“, sagt Käufer. Doch mit dem Abtragen der alten Farbe könnte der Großteil der Arbeit erst anfangen. „Wir gehen davon aus, dass wir alte Bauteile entdecken, die ausgetauscht werden müssen“, sagt Käufer über das Steckkastensystem Müngstener Brücke. Er rechnet noch mit der ein oder anderen „Überraschung“.

Noch bis Ende der Herbstferien müssen Pendler zwischen Solingen-Mitte und Remscheid-Güldenwerth wieder einmal auf den Schienenersatzverkehr umsteigen. Nach Angaben von Jochen Geis (DB Regio) läuft das derzeit weitgehend ohne Probleme und Verspätungen ab. „Ich bin heute selbst damit gefahren.“

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