Nach 30 Jahren: Wuppertals Stadtarchiv geht die Luft aus

Das Archiv in den Haspelhäusern braucht eine neue Lüftung. Schon jetzt gibt es Probleme mit Schimmel.

Unterbarmen. „Ein Schimmelpilz bedroht Wuppertals Gedächtnis“ — mit dieser Schlagzeile berichtete die WZ im März 2011 über Schimmel in einem Magazin-Raum des Stadtarchivs. Der Pilz galt damals als so aggressiv, dass der betroffene Raum komplett gesperrt werden musste. Inzwischen, gut neun Monate später, ist das Schimmel-Problem in den Haspelhäusern fast gemeistert — doch nun kommen neue Baustellen auf das Archiv zu.

Der Reihe nach: Wie Archiv-Leiter Eberhard Illner der WZ auf Nachfrage berichtete, sind mittlerweile Art und Umfang des Pilzbefalls aus dem Frühjahr bekannt. Zwei Typen von Sporen hatten zwei Akten-Bestände in einem Magazin-Raum befallen. Einer der Bestände war bereits angeschimmelt ins Archiv gekommen, der andere hatte sich vor Jahren bei einem Wasserschaden im Archiv Feuchtigkeit eingefangen. Wichtig für Illner: „Der Schimmel konnte sich nicht weiter ausbreiten“ — dafür hätten die an sich guten klimatischen Bedingungen im Archiv mit 19 bis 20 Grad Raumtemperatur und um die 50 Prozent Luftfeuchtigkeit gesorgt.

Die Schimmel-Akten haben die Archiv-Mitarbeiter seither Stück für Stück in Folie verpackt — das soll in den nächsten Tagen abgeschlossen sein. Dann wird laut Illner eine Fachfirma gesucht, die die Bestände restaurieren kann, während in den betroffenen Räumen erneut eine Luftmessung stattfinden wird — um abschließend zu klären, ob das Schimmel-Problem endgültig aus der Welt ist. Viel größere Sorgen macht dem Archiv-Leiter aber eine andere Baustelle: Im Zuge der Untersuchungen im Archiv habe sich gezeigt, dass die Lüftungs-Anlage im Stadtarchiv inzwischen kurz vor dem Ende ihrer Lebensdauer steht.

Denn die Lüftung ist 30 Jahre alt — sie sorgt seit Einweihung des heutigen Archiv-Standorts (siehe Kasten) ohne Unterbrechung für das optimale Papier-Konservierungs-Klima, den „Blutdruck des Archivs“ (Illner). Nach so langem Dauer-Einsatz ist auch die beste Lüftung irgendwann erneuerungsbedürftig.

Auf etwa zwei Millionen Euro hat die Stadt den Finanzierungs-Bedarf für die Lüftung und energetische Sanierungs-Maßnahmen am Archiv geschätzt. Zusammen mit anderen Objekten wie der Uni-Halle steht das Archiv für 2012/13 auf einer Prioritätenliste des Gebäudemanagements. Doch ob das Geld schon 2012 fließen kann, entscheidet die Bezirksregierung. Die Gespräche laufen.

Im bestmöglichen Fall könnte eine Sanierung des Archivs 2013 beginnen, schätzt Illner. Dann müssten die Bestände schrittweise ausgelagert und Raum für Raum umgebaut werden — entsprechende Nutzungseinschränkungen inklusive.

Und wenn, im schlechtestmöglichen Fall, die Lüftung nicht erneuert würde? „Dann“, so Illner, „würde sie irgendwann ausfallen — und dann stehen wir dumm da.“ Denn wenn der Blutdruck des Archivs aus den Fugen geriete, wären Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Haspelhäusern nicht mehr zu kontrollieren — und dann könnte nicht nur Schimmel in Wuppertals Stadtgedächtnis ungehindert wuchern. Es könnte sogar Akte für Akte vermodern.

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