Nordbahntrasse: Die Fledermäuse sind weg

Wer hat die Tiere vertrieben? Der Fledermauspapst äußert Kritik.

Wuppertal. Sie sind weg. Die Fledermäuse, deren Anwesenheit im Tunnel Schee zu einem handfesten Streit zwischen Stadt, BUND und der Wuppertal Bewegung geführt hatte, sie sind Hals über Kopf verschwunden. Und: Es besteht der Verdacht, dass das Zählen dieser Fledermäuse - auf das die Umweltschützer allergrößten Wert gelegt hatten - auch noch die Ursache für die Flucht der fliegenden Jäger ist.

Doch der Reihe nach : Der Wuppertaler "Fledermauspapst" und international anerkannte Experte Professor Dr. Reinald Skiba kennt den Tunnel Schee seit 25 Jahren und war allein in diesem Jahr etwa zwölf Mal dort, um nach den Tieren zu sehen. Noch Ende Mai, so schreibt er in einem Brief an Wolfgang Stieglitz vom Naturwissenschaftlichen Verein, flogen 47 Feldermäuse aus dem Tunnel. Exakt protokolliert von Skiba, der mit Ultraschall-Detektoren im Einsatz war. Nun jedoch, Anfang Juli, herrschte Öde und Leere im Tunnel, bis zur Nacht kam keine einzige Fledermaus aus dem Tunnel, schreibt Skiba.

Der Experte, der dies noch nie in diesem Tunnnel erlebt haben will, untersuchte noch in der gleichen Nacht beide Röhren im Tunnel bis zu ihren nördlichen Ende. Er fand keine einzige Fledermaus, ließ jedoch nicht locker und untersuchte den Tunnel am 11. Juli erneut. Ergebnis: Die schützenswerten Tiere sind nicht mehr da.

Skiba schreibt, dass das mit dem Gtuachten betraute Institut Ökoplan in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde entgegen seiner Warnungen die Fledermäusen mit Netzen gefangen habe. Allein im Juni habe es zwei Fang-Termine gegeben. "Wahrscheinlich liegt hier der Grund für das jetzige Verschwinden der Feldermäuse", heißt es wörtlich in dem Brief.

Bereits im März diesen Jahres hatte es eine Konferenz im Barmer Rathaus gegeben, den Vorsitz hatte Anette Nothnagel der Bergischen Entwicklungsagentur. Die Sitzung hatte den Namen "Tierökologische Gutachten zur Fledermauspopulation im Tunnel Schee." Während dieser Besprechung, so sagt Skiba, habe er alle Beteiligten gewarnt, dass Netzfänge von Fledermäusen, besonders im Mai, Juni und Juli, dazu führen würden, dass die Tiere ihre Quartiere verlassen - also flüchten. Dies hätten Erfahrungen aus dem Harz gezeigt.

Diese Warnungen wurden offenbar in den Wind geschlagen. "Wie die untere Naturschutzbehörde mir mitgeteilt hat, sollten trotz meiner Warnungen in Kürze weitere Netzfänge in allen Tunneln der Nordbahntrasse durchgeführt werden. Als Begründung wird angegeben, dass Entscheidungen bezüglich der Trasse nur so gerichtsfest würden", schreibt Skiba weiter und sorgt sich um die Tiere: "Die Verwendung von Netzfängen für die Gerichtsfestigkeit bei Klagen, halte ich in dem vorliegenden Fall für völlig falsch. Fledermäuse fliegen nur zum Teil in Netze, manche entkommen daraus auch sofort wieder. Überdies besteht auch Verletzungsgefahr für die Tiere."

Das stimmt so nicht, lassen indes die Fledermaus-Experten von Ökoplan via Stadt mitteilen. Die Fledermäuse - man habe übrigens nur Männchen in den Netzen zählen können - befänden sich derzeit in einer so genannten Schwärmphase, wie Kathrin Petersen von der Stadt erklärt. Das sei zu dieser Jahreszeit üblich und bald kämen die Männchen wieder zurück. Demnach sind sie also derzeit auf Brautschau. "Hier handelt es sich um einen Experten-Streit", sagt die Stadtsprecherin, es könne keine Rede davon sein, dass die Fledermäuse dauerhaft vertrieben sein: "Die kommen wieder."

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