Nordbahntrasse: Neuer Angriff der Naturschützer

Ende Mai steht fest, ob die Nordbahntrasse mit neun Millionen Euro gefördert wird – oder ob Naturschützer das verhindern konnten.

Wuppertal. Eingeweihte nennen den alten Eisenbahntunnel Schee nur noch Fledermaustunnel. Die geschützten Säuger haben sich nebst diversem anderen Getier unbemerkt in dem Grenzbauwerk der Rheinischen Strecke zwischen Wuppertal und Sprockhövel eingenistet und sorgen nun via Naturschutz für den schärfsten Gegenwind, der der Wuppertal Bewegung seit ihrer Gründung ins Gesicht bläst.

Dabei geht es um Überzeugungen, um Naturschutz-Recht, um viel Geld und diesmal nicht um den BUND. Neun Millionen Euro stehen laut Wuppertal Bewegung auf dem Spiel, sollten sich die Naturschützer durchsetzen und die Förderung einer Radwegeverbindung durch den Tunnel Schee ans Ruhr-Radwegenetz verhindern.

Um die Förderung wirbt der Nordbahntrassen-Verein im Rahmen des Wettbewerbs "Erlebnis.NRW", der von der NRW-Bank in Düsseldorf organisiert wird. Und dort ging Mitte März ein Schreiben des Arbeitskreises "Natur- und Umweltschutz im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis (Anu)" ein. Darin meldet Michael Schüngel Bedenken gegen einen Radweg durch den Tunnel an, weil es sich um ein "Gebiet mit hervorragender ökologischer Bedeutung" handele. Der Anu mahnt an, bei der Prüfung des Wettbewerbsbeitrags "erhöhte Aufmerksamkeit auf die artenschutzrechtlichen Notwendigkeiten" zu legen.

Die Wuppertal Bewegung erfuhr laut Vorsitzendem Carsten Gerhardt nichts von dem Schreiben, auch nicht von einer "Besprechung" der Landschaftsbehörden wenig später in Schwelm.

Für Gerhardt ist das ein Rückschlag im Bemühen um einen "konstruktiven Dialog" mit den Naturschützern. In Wuppertal ist das dem Verein zumindest vorläufig mit BUND und Umweltamt gelungen (die WZ berichtete). Den Brief aus dem Nachbarkreis bezeichnet Gerhardt als Schmähschrift und "Heckenschützenaktion".

Für ihn steht viel auf dem Spiel. Es geht nicht nur um den Lückenschluss ans NRW-Radwegenetz. "Wir befürchten, dass auch die bereits zugesagte Förderung aus dem Städtebauministerium dann nicht mehr überwiesen wird", so Gerhardt. Mit anderen Worten: Das ganze Trassenprojekt könnte auf der Zielgeraden noch scheitern.

Befürchtungen, die an Anu-Aktivist Schüngel abperlen: "Wir wollen den Radweg nicht verhindern, sondern nur, dass geltendes Recht eingehalten wird. Uns geht es um den Artenschutz in einem geschützten Landschaftsverband. Deshalb muss erst ein Gutachten erstellt werden." Die Biologische Station Ennepe-Ruhr ist zurzeit dabei, Fauna und Flora zu kartieren.

Dem Anu wäre es am liebsten, die Wuppertaler Bewegung plane den Lückenschluss ohne Tunnel und führe den Radweg einfach über den Berg. Für Schüngel wäre das zumutbar, für Gerhardt hingegen völlig unattraktiv.

Gerhardt seinerseits könnte sich vorstellen, eine der beiden Schee-Tunnelröhren für Radfahrer zu öffnen und die andere den Fledermäusen zu überlassen. Ein Kompromiss, der wiederum für die Naturschützer nicht in Frage kommt. Sie haben die Tiere im Gegensatz zur Wuppertal Bewegung in beiden Röhren ausgemacht. Deshalb, so Schüngel, "kann man Fledermäusen nicht vorschreiben, in welchen Tunnel sie zu ziehen haben."

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