Nun hilft der Fledermaus-Papst der Wuppertal Bewegung

Nordbahntrasse: Das Gutachten kostet jetzt nur noch 2000 Euro. Die Stadt will sehr sorgfältig planen.

Wuppertal. Peinliche Schlappe für die Stadt: Nachdem die WZ darüber berichtete hatte, dass das städtische Umweltamt von der Wuppertal Bewegung ein Gutachten für die Fledermäuse im Tunnel Schee fordert und dieses auch noch 30000 Euro (bei 50000 Euro Gesamtkosten für alle Gutachten) kosten soll, zeichnet sich nun ein Ausweg ab. Dr. Reinald Skiba ist Wuppertaler, in der ganzen Welt als Fledermaus-Papst bekannt und hat der Bewegung um Carsten Gerhardt schriftlich angeboten, das geforderte Gutachten für 2000 Euro zu erstellen. Dies ist kein Sonderangebot sondern laut Skiba der übliche Preis.

Es kommt noch dicker: Wie das Umweltamt mitgeteilt hatte, sollte die Biologische Station Ennepe-Ruhr dieses Gutachten anfertigen und dabei sowohl Telemetrie und auch Netzfang einsetzen. "Ich möchte nachdrücklich darauf hinweisen, dass in der Nähe von Wochenstuben (für Fledermäuse) solche Vorhaben gefährdend, nicht statthaft und im Schee-Tunnel auch nicht notwendig sind", schreibt Skiba an das städtische Umweltamt. "Ich bin bereit, bis zum Jahresende den Nachweis von Fledermäusen unter anderem mit exakten Ultraschallgeräten zu erbringen, zumal das Vorhaben der Wuppertal Bewegung außerordentlich positiv zu bewerten und für die Bevölkerung der Stadt von großem Nutzen ist", heißt es in dem Brief weiter.

Carsten Gerhardt von der Wuppertal Bewegung ist zwar erleichtert, aber zugleich auch über die Stadt verärgert, weil diese seiner Auskunft nach schon lange mit dem Fledermaus-Papst zusammenarbeitet - aber dies nie erwähnt habe. Mit Hilfe von Mitgliedern hat die Wuppertal Bewegung Skiba ausgemacht.

Um sich den Vorwürfen, die Nordbahntrasse verletze den Umweltschutz, zu erwehren, hat Gerhardt zudem Kontakt mit den Wuppertaler Grünen aufgenommen. Die haben ihm seine Unterstützung angekündigt. Das gilt auch für den BUND Wuppertal.

Gerhardt sucht Unterstützer für die Nordbahntrasse, weil er vermutet, dass Trassengegner unter dem Deckmantel des Umweltschutzes versuchen, die bei weiten Teilen der Bevölkerung sehr beliebte Aktion zu torpedieren.

Mit dieser Sorge steht er nicht alleine da. Auch Oberbürgermeister Peter Jung hat Angst, dass die Trasse durch Gegner gefährdet sein könnte. Aus diesem Grund, so erklärte er gegenüber der WZ, will die Stadt so sorgfältig planen - insbesondere im Umweltschutzbereich - dass später keine Möglichkeit besteht, das ambitionierte Vorhaben auf dem Klageweg zu verhindern. Exakt dies fürchtet Jung für den Fall, dass die Umweltschutz-Planungen der Stadt nicht absolut korrekt und damit unangreifbar durchgeführt werden.

Wie realistisch diese Annahme ist, zeigt der Brief eines "langjährigen Naturschützers" an Carsten Gerhardt und per Kopie an das Umweltamt. Dieser regt an, das Thema "Naturschutz und Biotopverbund" zu einem zentralen Aspekt an der Trasse zu machen. "Ich bin verwundert, dass die Belange des Natur- und Artenschutzes offenbar noch nicht abschließend berücksichtigt und bearbeitet wurden", schreibt der Landschaftsarchitekt. Er sei "unruhig geworden", durch den Artikel in der WZ und vermisse Naturschutz als eine der "verbindlichen Zielsetzungen" der Wuppertal Bewegung.

Carsten Gerhardt macht in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Ehrenamtlichen der Wuppertal Bewegung in 14 verschiedenen Aktionen große Container mit Müll von der Trasse geholt haben. "Da war alles dabei, von der Altöltonne über Autoreifen bis hin zu Fernsehern", erinnert Gerhardt.

Unterdessen wird das Engagement der fast 2000 Unterstützer der Trasse auch in Düsseldorf stärker wahrgenommen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat zugesagt, am 29. August, während des NRW-Tages, das Teilstück Wichlinghausen der Trasse zu eröffnen.

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