Oma Gertrud ist wieder frei: Jetzt soll es ein Gutachten geben

Wuppertal. Wegen mehrfachen Schwarzfahrens stand sie am heutigen Donnerstag vor Gericht, war zwischenzeitig in Untersuchungshaft - nun ist sie wieder frei: Am Mittag ist das Verfahren gegen "Oma Gertrud" ausgesetzt worden, nachdem Zweifel an ihrer Verhandlungsfähigkeit aufgekommen waren.

Mit einem riesigen Medienaufgebot hatte der Prozess wegen 22-fachen Schwarzfahrens am Donnerstag vor dem Wuppertaler Amtsgericht begonnen. Zunächst wurde die Anklage verlesen, dann ging es aber vor allem um die Frage, inwieweit die 87-Jährige verhandlungs- und schuldfähig ist.

Ein Gutachter, der gestern und heute mit ihr gesprochen hatte, legte sich nicht fest. Er bezeichnete sie als pfiffig, aber sprunghaft in ihren Gedankengängen. Sie sei außerdem wenig kooperativ gewesen. Das stellte sie auch im Gerichtssaal mit Zwischenrufen unter Beweis.

Kurz vor 13 Uhr ging es dann schnell: Das Gericht setzte das Verfahren aus, damit ein psychiatrisches Gutachten in spätestens vier Monaten Aufschluss über die Verfassung und die Motivation der ungewöhnlichen Angeklagten geben kann.

Die Frau aus Ennepetal befand sich zuletzt in U-Haft. Grund dafür: Sie war im September dieses Jahres nicht zu ihrem Prozess vor dem Amtsgericht erschienen. Wie berichtet, wäre im Fall einer Verurteilung der Kauf einer Monatsfahrkarte als Bewährungsauflage eine rechtliche Option.

Die 87-Jährige war bereits im Juni erstmals verhaftet worden Der Fall hatte zu Diskussionen und Hilfsangeboten geführt. Bei ihrer ersten Verhaftung im vergangenen Juni war Spendengeld in vierstelliger Gesamthöhe angeboten worden. Schließlich war die 87-Jährige von einer Boulevard-Zeitung ausgelöst worden.

Der Wuppertaler Oma-Gertrud-Verteidiger Jan Eils hat mittlerweile ein Hilfskonto — ein sogenanntes Anderkonto — zur vorübergehenden treuhänderischen Verwahrung von Fremdgeldern eingerichtet. Infos dazu sowie eine E-Mail-Adresse gibt es bei der Kanzlei.

spa/esk

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