RE 7 und RE 48: Pendler hoffen auf private Betreiber aus Großbritannien

Die britische Konkurrenz der Bahn verspricht ab Dezember 2015 auf den Strecken bessere Qualität und mehr Service.

Wuppertal. Der Wecker hat geklingelt, das Fahrrad hatte keinen Platten und man hat es pünktlich zum Gleis geschafft — im Gegensatz zum Zug. Ein Gefühl, das insbesondere Pendler aus und in Richtung Köln kennen. Imke Dunkake (38) aus Köln hat regelmäßig damit zu kämpfen: „Es ist katastrophal. Ich muss jeden Tag fast eine Stunde früher los, weil man beim RB 48 immer mit Verspätungen rechnen muss.“ Dem soll Abhilfe geschaffen werden, mit neuem Betreiber, neuen Fahrzeugen und neuen Regeln.

Der Verkehrsbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der Nahverkehr Rheinland (NVR) haben 2012 ein gemeinsames Vergabeverfahren für zwei regionale Zuglinien gestartet.

Das Ergebnis: Ab Dezember 2015 löst das private Eisenbahnverkehrsunternehmen National Express aus Großbritannien die Deutsche Bahn als Betreiber der Linien RE 7 und RB 48 ab. Die Linien verbinden das Bergische Land, das Münster- und Rheinland. Die Vertragsunterzeichnung fand in der Wuppertaler Stadthalle statt.

„Wir freuen uns, dass unsere Strategie für mehr Wettbewerb Erfolge zeigt“, sagt VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann. Sogar der britische Botschafter Simon McDonald gratulierte National Express zum vielversprechenden Markteinstieg.

Rund 5,1 Millionen Zugkilometer mehr im Jahr sollen die Regionallinien nach der Übernahme fahren. Die Verbundvertreter betonten die „neue“ Verpflichtung zu Pünktlichkeit und Qualität. So würden dem Betreiber konsequent Zuschüsse gekürzt für alle Verspätungen über zwei Minuten.

Durch den Einsatz 35 neuer Fahrzeuge des Herstellers Bombardier soll die Pünktlichkeit verbessert werden. Statt wie 140 Stundenkilometer sollen die neuen Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. „So können wir die häufigen Verspätungen auf der Strecke Hamm-Wuppertal-Köln besser kompensieren“, erklärt Johannes Bachteler vom VRR.

Mit der Anbindung der Bahnhöfe Barmen und Oberbarmen an den RB 48 können in Zukunft mehr Wuppertaler direkt nach Köln, Solingen und Bonn gelangen.

Und das sogar zeitlich flexibler: In der Hauptverkehrszeit fährt der RB 48 nach der Übernahme im Dezember 2015 zweimal pro Stunde. Auch für Nachtschwärmer wird das Fahrtenangebot an Wochenenden ergänzt.

Auch die Qualität müsse sich bessern, meint Bachteler. So sollen die neuen Fahrzeuge barrierefreie Einstiege an allen Türen, mehr Sitzplätze, Videoüberwachung, zwei Toiletten pro Zug — eine davon behindertengerecht — und bessere Abstellmöglichkeiten für Rollstühle, Fahrräder und Kinderwagen bieten. Nach 19 Uhr sollen alle Züge des Betreibers von Kundenbetreuern begleitet.

Das beruhigt auch Hannelore Thöne (76), die mit ihrem Bärenticket oft unterwegs ist: „Gerade im Winter, wenn es schnell dunkel wird, fühle ich mich sicherer, wenn ein paar Wachleute mit im Zug sitzen.“

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