Rohrstock und Kreide:Wie Schule früher war

Seit 25 Jahren führt Rolf Platte Schüler und Eltern durch das Schulmuseum.

Wuppertal. Ein historisches Lehrerpult mit Schreibfeder und einer Glocke, die den Unterrichtsbeginn ankündigt, dazu hölzerne Schulbänke und eine Karte des alten Europa — nein, dieser Klassenraum ist anders als alle, die der heutige Schüler gewohnt ist. Erst recht dank des Bildes Kaiser Wilhelms II., der streng den Klassenraum überblickt. So sieht es aus in der Schulhistorischen Sammlung Wuppertal, die in Vohwinkel zu Hause ist und jetzt 25-jähriges Bestehen feiert.

1987 gründete der damalige Schulrat Rolf Platte das Museum. Seitdem hat sich viel getan. 27 000 kleine und große Besucher hat die Sammlung inzwischen angelockt. Wer sich zu einem Besuch entscheidet, bekommt eine Schulstunde im Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts und erfährt währenddessen Interessantes über den Wandel des Schulalltags in mehr als einhundert Jahren.

Rolf Platte erinnert sich noch genau, wie all das anfing: „Ich war dabei, als man eine uralte Schul-Urkunde hinter einem Schrank fand. Sie wurde einfach gelocht und abgeheftet. Das brach mir fast das Herz und ich sagte mir: So kann es nicht weitergehen!“ Darüber hinaus seien die 80er Jahre eine Zeit gewesen, in der viele Schulen geschlossen wurden, und das alte Mobiliar einfach auf dem Müll landete. Es habe kein Bewusstsein für die historische Bedeutung der Utensilien gegeben, erzählt Platte.

Im Laufe der Jahre zog die immer größer werdende Sammlung dann vom Schulamt in die Leipziger Straße und anschließend in die Grundschule Opphofer Straße, bis sie schließlich in der alten Schule in der Rottscheidter Straße ein neues Zuhause fand.

Oberbürgermeister Peter Jung fühlte sich beim Ortstermin in den Räumen an seine eigene Schulzeit erinnert: „Viele wissen heute ja gar nicht mehr, wie Schule damals ablief. Eine solche Sammlung schafft ein Bewusstsein dafür und ist ein bedeutsames Wuppertaler Kulturgut.“ Auch Schuldezernent Matthias Nocke fand lobende Worte und bedankte sich bei Rolf Platte für sein jahrelanges ehrenamtliches Engagement.

Dass ein Besuch in der Sammlung lohnt, kann auch der pensionierten Lehrer Klaus Jankowski bestätigen, der regelmäßig die Grundschulklassen durch die Ausstellung führt. „Die werden immer schon ganz ruhig, wenn sie den Raum betreten. Und wenn ich ihnen dann die Benimmregeln erkläre, wird es irgendwann mucksmäuschenstill. Die Lehrer erkennen ihre Schüler dann häufig gar nicht wieder.“ Manche bäten gar um regelmäßige Stunden, wie es sie zu Kaisers Zeiten gab.

Dass damals nicht alles zart zuging, verrät das Strafbuch im Nebenraum der Ausstellung — vier Stockschläge gab es etwa für eine Annäherung zwischen einem Jungen und einem Mädchen. Weitere Exponate sind ein Biologie-Raum mit ausgestopften Füchsen und Vögeln, eine Sammlung historischer Fibeln. Aber geschummelt wurde auch damals schon, verrät Rolf Platte — schließlich sei das bedeutendste Exponat an der Rottscheidter Straße neben einer Tabakdose des Archäologen Wilhelm Dörpfeld ein historischer Spickzettel. Kaisers Zeiten oder später: Manche Dinge ändern sich nie.

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