Sanierungsstau an Treppen: Der Verfall kommt stufenweise

Immer mehr Treppen in Wuppertal werden wegen Baufälligkeit gesperrt. Für eine gründliche Sanierung fehlt meist das Geld.

Wuppertal. Sie prägen Wuppertals Stadtbild: Die 469 öffentlichen Treppen mit ihren ungezählten Stufen. Doch nahezu alle diese Stiegen sind marode - die Folge jahrelanger Unterfinanzierung. 500.000 Euro hat das Ressort Straßen und Verkehr der Stadt pro Jahr zur Verfügung - nicht nur für den Unterhalt der Treppen, sondern auch für die 150 Brücken der Stadt und viele Kilometer Stützmauern, die Wuppertals bebaute Hänge stabil halten. "Das reicht gerade mal aus, um unmittelbare Verkehrsgefährdungen zu beheben", sagt Thorsten Warning vom Verkehrsressort. Für gründliche Sanierungen bleibt nichts mehr übrig.

Daher muss die Stadt immer öfter zum letzten Mittel greifen - und eine Treppe dicht machen. "Eine Treppe können sie schlichtweg eher sperren als eine Brücke", sagt der Fachmann lapidar. Die Folge: Immer mehr Treppen im Tal werden unpassierbar.

So ist zum Beispiel die Jakobstreppe, Wuppertals steilste Treppe zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Nützenberger Straße, seit Jahresanfang gesperrt: Frostschäden haben die ohnehin marode Bausubstanz so angegriffen, dass ein gefahrloses Betreten nicht mehr möglich ist. Ebenfalls Frostschäden haben auch die Treppe Adlerbrücke in Barmen unpassierbar gemacht - ganz zu schweigen von etlichen teilweise gesperrten Treppen, darunter die Stiege an der Hindenburg-Brücke über die Sambatrasse.

Im schlimmsten Fall könnte diesen aktuell aufgelaufenen Sanierungsfällen das hoffnungslose Schicksal drohen, das beispielsweise die Lenbachtreppe zwischen Krupp- und Lenbachstraße ereilt hat. Die Stiege in Katernberg ist bereits seit 1997 gesperrt - bereits beantragte Sanierungen wurden mangels Geld nie genehmigt. Ähnlich geht es den Treppen Waldstiege und Wolkenburg in Elberfeld, die bereits seit 1994 dicht sind. "Nach denen kräht heute kein Hahn mehr", so Warning - die Treppen sind überwachsen, die Anwohner haben sich notgedrungen neue Wege gesucht. Eigentlich müsste man die Stiegen abreißen - " das wäre teurer, als sie stehen zu lassen".

Immerhin: Ein paar oberflächliche Reparaturen an Treppen in mehreren Stadtteilen konnte die Stadt in den vergangenen Wochen dank einer Kooperation mit der Bergischen Volkshochschule vornehmen. Ein-Euro-Jobber haben im Rahmen einer Qualifizierungsmaßnahme unter anderem die Diemeltreppe zwischen Gartenstraße und Hardt, die Treppe Heubruch in Barmen und die Treppe zwischen Staasstraße und Evangelischer Kirche in Ronsdorf überholt. Sie wurden mit einem Hochdruckgerät gereinigt, Stufen neu verfugt, abgebrochene Kanten geflickt. Geländer und Handläufe bekamen einen neuen Anstrich.

Die Stadt kostet diese Maßnahme pauschal, je nach Treppe, zwischen 600 und 800 Euro plus Materialkosten. "Wir haben eine Liste von acht bis zehn Treppen, die wir im Jahr abarbeiten wollen", so Christoph Mehlich vom Team Ingenieurbau der Stadt. Wie viele Treppen insgesamt überholt werden, kann er nicht sagen. Fakt ist: Den substanziellen Sanierungsstau bei Wuppertals Stiegen löst diese Maßnahme nicht.

So ist die einzige Treppe im Tal, die in absehbarer Zeit auf eine Kernsanierung hoffen darf, die Jakobstreppe. Zwei Millionen Euro hat der Rat für eine Kompletterneuerung der steilen Stiege gebilligt - voraussichtlicher, verspäteter Baustart ist Mitte 2010. Wird denn in Zukunft mit weiteren solchen Sanierungen zu rechnen sein - oder werden künftig noch mehr marode Stiegen das Schicksal von Wolkenburg- oder Lenbachtreppe teilen? Thorsten Warning, angesichts der Haushaltslage: "Dazu muss kein Fachmann etwas sagen. Das kann sich jeder selbst denken."

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