Sascha Grammel: Die Puppen plaudern — und das Publikum tobt

Bauchredner Sascha Grammel begeisterte die Zuhörer in der ausverkauften Stadthalle.

Wuppertal. Alle Parkplätze um die Stadthalle sind belegt. Wer nicht früh genug da ist, dreht Runde um Runde um den Johannisberg. „Steig schon einmal aus, ich fahr nochmal ein Stück weiter“, sagt ein Besucher, schickt seine drei Begleiter schonmal vor. Auch in der Stadthalle selbst herrscht großes Gedrängel — alle wollen Sascha Grammel sehen, den preisgekrönten „Puppet-Comedian“, was nichts anderes ist als ein neudeutscher Ausdruck für „Bauchredner“.

Als solcher ist der Berliner Künstler Grammel inzwischen eine Berühmtheit — etwa für Lisa und Maria Ernst. Mutter und Tochter schauen sich den Komiker zum ersten Mal live an: „Im Fernsehen ist es immer so schön mit den Handpuppen. Das wollen wir jetzt mal in echt erleben.“ Mit den Handpuppen sind ein Rabe, eine Schildkröte und ein sprechender Hamburger gemeint. Sein virtuoser Umgang mit seinen „Gästen“ auf der Bühne hat Sascha Grammel im vergangenen Jahr den Deutschen Comedy-Preis als bester Newcomer eingebracht. Dass die Auszeichnung und der TV-Ruhm den Berliner nichts von seinen Qualitäten als Entertainer haben einbüßen lassen, beweist er am Mittwochabend im ausverkauften großen Saal auf dem Johannisberg in furioser Art und Weise.

Schon mit seiner ersten Handpuppe begeistert Grammel das Publikum so sehr, dass einige Zuschauer sich vor Lachen krümmen. Dr. Peter Hacke, Ökotrophologe in Gestalt eines Hamburgers, plaudert vorwitzig von seinen aktuellen Studien „im Dienste der Wissenschaft“. Auf die Frage, woran das wachsende Übergewicht der Deutschen liege, weiß das plappernde Fast-Food-Gericht natürlich die Antwort: „Es liegt an einem bestimmten Gen. Dem Zum-Kühlschrank-Ge(h)n.“ Die Zuschauer lachen Tränen nach dieser Pointe — erst recht als Grammel auch noch cool über einen heruntergefallenen Arm seiner Puppe hinwegimprovisiert.

„Hetz mich nicht“ lautet das Motto des Abends — mit Coolness verkörpert von Handpuppe Frederik Freiherr vom Furchensumpf, einem adligen Raben („mein Vater ist immerhin Adler“). Es passt zur eigentlich etwas antiquierten Puppenspieler-Kunst, die Grammel auf erfrischende Weise neu belebt hat. Das gefällt nicht nur Besucherin Dorothee Patrowsky: „Es ist einfach fantastisch in der heutigen Zeit, Leute mit so etwas Einfachem wie Handpuppen gut zu unterhalten, statt mit technischem Schnickschnack.“

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