Schwebebahn contra Ersatzbus: „Das dauert einfach zu lange“

Den Wuppertalern fehlt die Schwebebahn. Der Ersatzverkehr stimmt die wenigsten zufrieden. Die Busse seien zu voll, die Wege zu weit.

Wuppertal. Es ist einer der besseren Tage, um mit dem Schwebebahn-Express zu fahren: die Temperaturen sind mild, der Himmel blau. icht das übliche Wetter also, bei dem man sich mit anderen Wartenden unter ein Bushäusschen quetschen muss. Schon am Morgen ist an den Haltestellen des Döppersberg viel los. Gerade startet ein Express in Richtung Vohwinkel, Passanten eilen die Treppe von der Unterführung hoch zur Busstation, dorthin, wo gewöhnlich nur die Linien 619, 611 oder 649 fahren.

Marlis Söhngen, 77, blinzelt gegen die Sonne, „der Nächste muss bald kommen“, sagt sie. Der Ersatz-Verkehr fahre leider unregelmäßig. Nervig sei das Warten. „Ich vermisse die Schwebebahn. Wollen wir hoffen, dass sie bald wieder fährt.“ Söhngen wohnt an der Werther Brücke, „es ist umständlicher mit dem Express.“ Weitere Wege, voller Bus. „Aber das muss ich wohl akzeptieren“. Dennoch ist sie überzeugt: „Es hätte alles schneller gehen können.“ Jeden Tag kommt sie an der Baustelle Werther Brücke vorbei — ein Grund, warum die Schwebebahn ausfällt. „Da waren manchmal nur zwei Bauarbeiter, manchmal gar keine. Dort arbeiten zu wenig Leute.“

Für Annegret Müller, 77, die ebenfalls sehnsüchtig in Richtung Schauspielhaus späht, wo der Bus jeden Moment auftauchen müsste, ist der Express schon vom „Gefühl her“ kein Ersatz. „Als Wuppertalerin muss ich einmal die Woche mit der Schwebebahn fahren, sonst fehlt mir was.“

Endlich rauschen zwei Busse heran. Die Linie 619, die zischend und per Hydrauklik ihren Rumpf absenkt — und in der lediglich sechs Fahrgäste sitzen — dicht gefolgt von einem Express. Dort stehen die Fahrgäste im Gang, klammern sich sich an den Haltegriffen fest. Dennoch gut gelaunt bejaht der Fahrer: „Stimmt, der Express ist immer voll. Wirklich immer“, wiederholt er.

„Zu voll“, bemerkt Michael Norman, 23, der dankbar aussteigt. „Und es dauert zu lange.“ Auch für den Berufsverkehr sei die Lösung „suboptimal“. Der Versuch, die Straßen dadurch zu entlasten, dass der Ersatzverkehr auf die Ferien gelegt wird, überzeugt Norman nicht: „Wenn in dieser Zeit Touristen kommen, zeigt sich Wuppertal nicht gerade von der besten Seite, die Schwebebahn ist das schönste Wahrzeichen.“

Katharina Kötter, 14, und Freundin Ricarda, 16, bestätigen das. Die beiden Schülerinnen aus Solingen sitzen Stadtauswärts in einem der Express-Busse. Sie waren schon früh in Wuppertal einkaufen: „Schade, so oft kommen wir nicht dazu, mit der Schwebebahn zu fahren“, sagt Katharina.

Auch Eberhard Hoffmann 79, steigt ärgerlich aus dem Bus. „Wuppertal fehlt die ,Grüne Welle’. Jede Minute standen wir vor einer roten Ampel. Wie soll man da Geschwindigkeit aufnehmen?“ Stephanie Schließer, die am Steuer sitzt, nimmt es gelassen. Sicherlich, die Straßen sind voll. Für sie bedeutet die Arbeit aber Abwechslung. Eigentlich ist sie in der Werkstatt angestellt, aber „was tut man nicht, um auszuhelfen. Da wird alles mobilisiert, damit die Busse fahren.“

Ein wenig muss man sich schon durchfragen, bis man auf Fahrgäste wie Chrisa Rousakis, 36, trifft, die die Arbeit der Ersatz-Busfahrerin würdigen. Rousakis steht mit Kind und Kinderwagen in der Mitte des Busses. „Der Express hat auch Vorteile. Mit Kinderwagen ist er tatsächlich praktischer“, sagt sie. Die Schwebebahn sei enger, als der Bus.

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